Kaiserstraße 23 (Heilbronn)

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Reklamemarke Schirmfabrik Hermann Lade
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Das Haus Kaiserstraße 23 1/2 in Heilbronn ging auf die reichsstädtische "Pfarrhove" (St. Kilian) zurück, später war es das Haus der Königlichen Finanzkammer und des Oberamtsgerichts. 1903/1904 entstand hier ein „typischer Bau des Jugendstils“, der nach Plänen der Architekten Ernst Walter und Karl Luckscheiter erbaut wurde. Der Jugendstilbau zählte zu den prachtvollen, repräsentativen Geschäftshäusern der damals wichtigsten Straße Heilbronns - der Kaiserstraße:

„Prachtstraße der Gründerzeit … In der Kaiserstraße die repräsentativsten Geschäftshäuser der Stadt; zusammen mit der Bahnhofstraße bildete sie einen großstädtischen Boulevard im Herzen der Stadt.“

Das Gebäude zeigte viele aufwändige architektonische Details:

„…den aufwändigen Baustil der Gründerjahre an der Wende zum 20. Jahrhundert. Kennzeichen: imposantes Portal, Blendgiebel, Konsolen, Rundbögen, mehrstöckige Erker und Türmchen mit Laterne und Haube.“

Das Haus wurde bei dem Luftangriff auf Heilbronn zerstört. Heute befindet sich dort das 1950 nach Plänen des Stuttgarter Architekten Hermann Krenz erbaute Wohn- und Geschäftshaus der Firma G. H. Keller's Tuchhandlung, der auch in Stuttgart das Stammhaus der Tuchhandlung erbaute.


Lage und Umgebung

Das Gebäude befand sich am Verkehrsknotenpunkt Kiliansplatz, Kaiserstraße und Sülmerstraße und zählte mit den zwei anderen korrespondierenden Gebäuden zu den Türmen des Kiliansplatzes. Der Name ergab sich aus dem Umstand, dass alle drei Gebäude Ecktürme hatten, die aufeinander abgestimmt waren und den Kiliansplatz in unmittelbarer Nähe zur Kilianskirche dominierten.


Geschichte

An dieser Stelle stand zuerst das dreigeschossige, ehemalige „Pfarrhofstraßengebäude“ aus reichsstädtischer Zeit im Stil des Klassizismus, das von 1818 bis 1862 Sitz des Oberamtsgerichtes war. Im Jahr 1819 tauschte es der Staat (Kameralamt) mit der Stadt (Stiftungspflege) gegen den Schöntaler Hof. 1863 wurde es vom Staat an Kaufmann Albert Schmidt veräußert.

„Pfleg- und Klosterhöfe um 1500 … Pfarrhof … Der Hof der Geistlichkeit an der Kilianskirche lag an der heutigen Ecke zwischen Kaiser- und Sülmerstraße. Er wurde 1408 erstmals erwähnt und blieb bis ins 19. Jahrhundert im Besitz der Kirchenpflege.“

„Pfarrhof, abgegangen, Kaiserstraße 23 1/2 Ecke Sülmerstraße … Der Pfarrhof der Geistlichkeit an St. Kilian oder die Kilianspfarrpflege tritt 1408 als Pfarre und 1485 sowie 1491 als „pfarrhove“ in Erscheinung. 1601 erhielt das Anwesen einen Roh- oder Fließbrunnen. 1819 gelangte das Gebäude an der Ecke Kaiserstraße/Sülmerstraße tauschweise von der Pfarrpflege an die Königliche Finanzkammer, die hier bis 1862 das Oberamtsgericht unterbrachte. Seit es 1862 in private Hände verkauft wurde, erfuhr es mehrfache Umbauten. 1902 mußte der Teil an der Kaiserstraße einem bis 1904 vollendeten Neubau weichen.“


„Säule des Kiliansplatzes“ (Architekten Ernst Walter und Karl Luckscheiter)

Nachdem Schmidt es im Jahre 1901 an das Baugeschäft Koch & Mayer verkauft hatte, wurde das alte Gebäude abgebrochen und es entstand im Jahre 1903 ein Jugendstilbau nach den Plänen der Architekten Ernst Walter und Karl Luckscheiter.

Auf der linken Seite des Hauses befand sich ein „gegenläufig geschweifter Blendgiebel mit Blattwerkverzierungen“. Die Bauplastik des Giebels bestand aus einer Konchie, Kind und Fruchtfestons. Unterhalb des Blendgiebels befand sich ein „von einem Balkon abgeschlossener Doppelerker“.

Auf der rechten Seite des Hauses befand sich ein „übereckgestellter dreistöckiger Erker, der auf Konsolen mit Rundbogen über dem Haupteingang ruht[e]“. Die Ecke fand ihren oberen Abschluss in einem „Türmchen mit Laterne und Haube“. Der Turmaufbau korrespondierte mit den Türmchen und Laternen der beiden gegenüberstehenden Häuser 25 und 40, die deswegen als „die drei Säulen des Kiliansplatzes“ bezeichnet wurden. Das Haus wurde bei dem Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944 zerstört.


Wohn- und Geschäftshaus (Architekt Hermann Krenz)

Am 15. Oktober 1950 wurde an gleicher Stelle das Wohn- und Geschäftshaus der Firma G. H. Keller's Tuchhandlung nach Plänen des Stuttgarter Architekten Hermann Krenz eröffnet, der auch das Stuttgarter Hauptgeschäft dieser Firma erbaut hatte.


Rezeption

Das am Verkehrsknotenpunkt Kiliansplatz, Kaiserstraße und Sülmerstraße befindliche Eckgebäude ist bis heute Gegenstand zahlreicher Darstellung geblieben:

1980 widmete sich der Künstler Hubert in einer modernen Radierung nach dem Jugendstilbau. Das Werk heißt: „Ansicht der Kreuzung Kaiserstraße /Sülmerstraße von Süden“.

1991 widmete sich Rolf Friederichs in Hommage an Heilbronn – Frühe Erinnerungen (Acryl / Kreide auf Nessel) dem historischen Eckgebäude Kaiserstraße 23 1/2, wie es auf die darunterfahrende Straßenbahn zu stürzen scheint. Flankiert wird das markante Eckhaus von dem Hafenmarktturm:

„Über 50jährige Erfahrung in und mit der Stadt bringt Rolf Friederichs in seine implusive vierteilige ‚Hommage an Heilbronn‘ ein. In nervösem Strich reflektiert er das Stadtbild vor der Zerstörung, das auf den kleinen Jungen schier einzustürzen droht, zeigt die brennende Stadt und den Wiederaufbau und kommentiert das heutige Heilbronn, wo ‚der Kommerz die Kultur überwiegt‘ und die Industrie regiert. Friederichs kopiert formal spannend jeweils zwei Bilder aufeinander und integriert die Titel als Schriftzüge ins Bild.“



Text: Wikipedia

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