Brömserhof

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Bildnis des Karl Georg von Wächter, nach einer Lithographie von Christian Pfann, um 1850

Der Brömserhof ist ein kleines Palais des Spätbarock im Aegidienviertel der Lübecker Altstadt.


Vorgeschichte des Grundstücks

Das für die Lübecker giebelständige Parzellierung außerordentlich breite Grundstück in der Schildstraße 12-14 besteht aus ursprünglich zwei Parzellen. Diese wurden bereits im Mittelalter 1291 als bebaut urkundlich erwähnt. Aufgrund der Lage im Süden der Altstadtinsel unweit der Mühlenstraße und des Mühlentores wurde es zunächst als landwirtschaftliche Hoffläche durch zwei Ackerhöfe genutzt, von denen aus die Ländereien vor dem Mühlentor der Lübecker Stadtbefestigung bewirtschaftet wurden. Das Grundstück wurde im Jahr 1300 von dem Ratsherrn und späteren Lübecker Bürgermeister Marquard Vorrade erworben und blieb zunächst Stammsitz dieser Lübecker Patrizierfamilie. Marquards Sohn Bertram Vorrade wurde 1363 ebenfalls Bürgermeister.

Das Grundstück ging im 15. Jahrhundert an den mit der Lübecker Familie von Warendorp verschwägerten Ritter Engelbert von Tiesenhausen und sodann durch die Lübecker Ratsfamilien der von Calven, Brömse/von Brömbsen, Gloxin und Lüneburg.

Seit Mitte des 17. Jahrhunderts wird es nach der Familie Brömse „Brömserhof“ genannt.


Gebäude

Das spätbarocke traufständige Haus von sieben Achsen liegt nicht direkt an der Schildstraße, sondern hinter einem hohen Eisenzaun etwas zurück, so dass aufgrund des für Lübeck untypischen Vorplatzes im Zusammenhang mit den bis zur Straße heranreichenden Nachbarbebauung der Eindruck eines Corps de Logis mit Ehrenhof vermittelt wird. Das schiefergedeckte Mansarddach wird von dem drei-achsigen, schlichten Mittelrisalit mit klassizistischem Giebel überragt, der auch das schlichte Eingangsportal enthält. Das Holz des Daches wurde nach dendrochronologischen Erkenntnissen im Winter 1744/45 geschlagen. Das Gebäude in seiner heutigen Erscheinungsform wurde wohl im Sommer 1745 erbaut; der tonnengewölbte Keller und ein Teil des Westgiebels stammen aber noch aus dem 13./14. Jahrhundert. 1769 und um 1800 wurde das Haus umgebaut, ebenso im Zuge der Umnutzungen im späten 19. und 20. Jahrhundert.

Im Innern sind im Erdgeschoss ein Rokoko-Saal und ein barocke Treppenhausanlage über alle drei Etagen erhalten. Das Haus weist zahlreiche originale Dekorationselemente (Stuckdecken, Holztäfelungen) auf.

Auf dem rückwärtigen Grundstück befindet sich weiter eine erhaltene Budenreihe des 15. Jahrhunderts.


Gebäudenutzungen

Das Gebäude wurde 1819 von dem bekannten Lübecker Orthopäden Matthias Ludwig Leithoff erworben und für sein im Jahr zuvor gegründetes Orthopädisches Institut genutzt. Diese Einrichtung war damals so erfolgreich, das Leithoff 1821 noch das Grundstück St.-Annen-Straße 4 (die spätere Jenische Freischule) hinzu erwarb, deren rückwärtiges Gartengrundstück sich an die Schildstraße 12-14 anschließt. 1852 war der Richter Karl Georg von Wächter Eigentümer des Gebäudes, und 1879 erwarb es Georg Wilhelm Daniel Rey, der Eigentümer der Lübeckischen Anzeigen und des Verlags Gebr. Borchers.

1914 erwarb die Freie und Hansestadt Lübeck den Komplex und nutzte ihn als Mütterheim, Gesundheitsamt und Wohnungsamt.

Seit 1999 ist der Brömserhof Sitz der Kulturverwaltung der Hansestadt Lübeck und Sitz der Kulturstiftung Hansestadt Lübeck.


Karl Georg von Wächter

Karl Joseph Georg Sigismund Wächter, auch Carl Georg Waechter, ab 1835 von Wächter (* 24. Dezember 1797 in Marbach am Neckar; † 15. Januar 1880 in Leipzig) war ein deutscher Jurist, Kammerpräsident, Hochschullehrer und Politiker.


Abstammung

Karl Georg Wächter entstammte einer altwürttembergischen Beamtenfamilie mit ursprünglich sächsischen Wurzeln. Er wurde geboren als sechstes von acht Kindern und einziger Sohn des Juristen und späteren Konsistorialdirektors Johann Eberhard von Wächter (1762–1839) und dessen Ehefrau Caroline Luise geb. von Bühler (1769–1833). Karl Georg von Wächter war ein Neffe des Ministers Karl Eberhard von Wächter und ein Cousin des Ministers Karl Freiherr von Waechter-Spittler. Karl Georg von Wächters Großeltern väterlicherseits waren die Eheleute Johann Eberhard von Wächter (1735–1807), württembergischer Hof- und Finanzrat, und Maria Regina geb. Sigel (1733–1798), mütterlicherseits Friedrich Gottlob (von) Bühler (1736–1799), Expeditionsrat in Urach, und Christine Regina geb. Feucht (* 1743).


Leben

Wächter besuchte eine Lateinschule und das Gymnasium. 1814 begann er nach langer Überlegung das Studium der Rechtswissenschaften. Eigentlich hatte er ursprünglich Medizin studieren wollen, sein Vater dachte jedoch an ein Theologie-Studium. Schließlich war es der württembergische König Friedrich I., der damals noch jeden Studienantritt selbst genehmigte und für Wächter das Jurastudium bestimmte.

Zunächst studierte Waechter ab 1815 an der Landesuniversität Tübingen. Erst 1817 wurde ein Studium im Ausland, also auch in anderen deutschen Staaten, zugelassen. Noch im selben Jahr absolvierte Wächter ein Semester in Heidelberg (damals Baden), kehrte danach jedoch nach Tübingen zurück. Schon im Dezember 1818 legte Wächter sein erstes Staatsexamen mit der Note „Vorzüglich“ ab. Während seines Studiums wurde er 1816 Stifter der Alten Tübinger Burschenschaft Arminia und gehörte ab 1818 der Burschenschaft Germania Tübingen an.

1819 wurde er zum Assessor am Gerichtshof in Esslingen am Neckar berufen. Doch schon am 13. August 1819 wurde er außerordentlicher Professor der Rechte in Tübingen und 1822 wurde Wächter ordentlicher Professor und Doktor der Rechte.

Von 1825 bis 1833 war Wächter Professor für Rechtswissenschaft an der Universität Tübingen und war dort auch von 1825 bis 1828 Rektor und Vizekanzler. Von 1833 bis 1835 lehrte er an der Universität Leipzig, kehrte aber wieder nach Tübingen zurück und war von 1835 bis 1851 Kanzler der dortigen Universität und als solcher auch Mitglied, später Präsident (1839–1848) der württembergischen Abgeordnetenkammer des Landtags. Er wurde zum Ehrenbürger der Stadt Tübingen ernannt.

Im Jahr 1851 ging Wächter nach Lübeck und bekleidete dort das Amt des Präsidenten am Oberappellationsgericht, dem Obersten Gerichtshof der vier Freien Reichsstädte.

Ab 1852 war Wächter wieder Professor an der juristischen Fakultät der Universität Leipzig, wurde 1855 vom sächsischen König zum Mitglied des Staatsrats ernannt und war von 1858 bis 1860 Rektor der Universität. 1859 wurde er als Rektor der Universität, die ihr 450-jähriges Bestehen feierte, zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig ernannt.

Im Jahr 1860 gehörte er zu den Mitbegründern des Deutschen Juristentages, dessen erster Präsident er auch wurde. Er wurde insgesamt fünf Mal wiedergewählt. 1867 wurde er in den konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt. 1869 wurde er zum Wirklichen Geheimrat ernannt und in den sächsischen Adelsstand erhoben.

Noch zu seinen Lebzeiten wurde Wächter als „größter deutscher Jurist aller Zeiten“ bezeichnet. Beerdigt wurde er auf dem Rittergut Röcknitz (heute ein Ortsteil von Thallwitz bei Leipzig), das sein jüngster Sohn 1872 erworben hatte.

Nach seinem Tode wurde 1884 eine Straße in der Leipziger Südwestvorstadt (Musikviertel) nach ihm benannt und 1897 gründete der Rat der Stadt Leipzig die „Karl-Georg-von-Wächtersche Stiftung“, mit deren Zinsen von jährlich 120 Goldmark ein Stipendium bezahlt wurde.



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Bild: Wikipedia/Christian Pfann


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