Brückenkopf Kienitz

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Brückenkopf Kienitz

31. Januar 1945. Die Oder ist zugefroren. Dem Ostufer nähern sich sowjetische Truppen zum „Schlusskapitel“: der Überwindung der Oder und der Einnahme der Reichshauptstadt Berlin. Die deutsche Wehrmacht rechnet nicht mit einem so schnellen Vormarsch des Gegners. Trotz Benzinmangels und Orientierungsproblemen stößt die Rote Armee bis zur Oder vor. Es gelingt einer Vorausabteilung, bestehend aus ca. 400 Mann, gegen 6 Uhr aus der Bewegung und ohne schwere Technik, das Eis zu überwinden und auf einer Breite von vier Kilometern den ersten Brückenkopf westlich der Oder bei Kienitz zu bilden.

Auch die Kienitzer Bürger werden überrascht. Im Hafen liegen die Boote schlesischer Flüchtlinge. Schwere Kampfhandlungen schließen sich an. Die Kienitzer werden aus dem Kampfgebiet nach Osten evakuiert. Bei Angriffen deutscher Sturzkampfbomber auf den Brückenkopf werden viele der Bootsflüchtlinge, die das Eis eingeschlossen hatte, getötet. Zwei Monate später ist Kienitz zu 80 % zustört.

Hier, an der 1987 aufgestellten Kienitzer Stele, die, ebenso wie der Panzer in der Ortsmitte, an die Kriegsereignisse des Jahres 1945 erinnern sollen, führt die sogenannte Fährstraße zur Oder. Früher gab es dort eine Fährverbindung zum Gemeindeteil „Piese“, einer Fischersiedlung, die bereits in der Neumark lag.

Es dauerte insgesamt 2.077 Tage und kostete über 53 Millionen Tote bis der II. Weltkrieg am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands endete. Jetzt begann die längste Friedensperiode der Geschichte Mitteleuropas.

Generalleutnant Bersarin war Oberbefehlshaber der 5. Stoßarmee, die die Hauptlast der Kampfhandlungen im hiesigen Frontabschnitt zu tragen hatte. Später wurde er, bis zu einem tödlichen Unfall, Stadtkommandant Berlins. Er versorgte die Bevölkerung nicht nur mit Brot, sondern auch mit Zeitungen, Rundfunk- und Theaterangeboten.

Das Odereis war zu schwach für schwere Technik. Bereits am 31. Januar waren bei dem Versuch, den Brückenkopf von Kienitz zu stabilisieren, zwei T-34 eingebrochen. Sie mussten sich darauf beschränken, vom östlichen Oderufer aus Feuerschutz zu geben.

Meistens hatten sich deutsche Truppen gegen den robusten und zuverlässigen T-34 zu wehren. 80.000 Stück wurden davon insgesamt gebaut. In der Ortsmitte von Kienitz ist ein Panzer dieses Typs aus dem Bestand eines ehemaligen NVA-Regimentes zu sehen.

Initiiert vom Ortsteil Kienitz und Christian Theuerkauff, Berlin • finanziert von privaten Spendern • gestaltet von R. Enter • Fotos aus dem Archiv „Gedenkstätte Seelower Höhen“ und Iwan Schagin (Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst)