Clam-Martinic

Aus veikkos-archiv
Wechseln zu: Navigation, Suche

Clam-Martinic(z), auch Grafen von Clam-Martinitz, Freiherrn von Höhenberg, ist der Name eines alten österreichischen Hochadelsgeschlechts. Die erloschenen Clam-Gallas waren ein stammverwandter Zweig, die sogenannte „jüngere Linie“ der Grafen von Clam.

Siegelmarke

Geschichte

Die Grafen von Clam sind ein altes Geschlecht, das zum Uradel des Erzstiftes Salzburg gehört.[1]

Ursprünglich nannten sie sich Perger, nach dem Weiler Berg bei Henndorf nahe Salzburg.[2] Im Herzogtum Kärnten sollen die Perger mit Schloss Höhenbergen bei Völkermarkt begütert, aber nicht landständisch gewesen sein, und schon 1209 urkundlich belegt sein. Bartlme Perger von Höhenbergen soll der Letzte Agnat in Kärnten gewesen sein.[3] Die Perger erscheinen am 2. Februar 1297 urkundlich, im Besitz des Mannlehens Adelhohstat bei Seekirchen am Wallersee.[1][2]

1382 und später bis 1396 schließlich hatten Örtel, Heinz, Chätzel, Lucas und Hans die Perger Dienstverträge mit Salzburg zur Teilnahme an verschiedenen Feldzügen. Ulrich der Perger war 1357 bis 1363 Richter zu Neuötting, Heinrich der Perger urkundet 1368 und 1371 in Krain. 1387 verkaufte Friedreich der Perger, Jägermeister des Herzogs in Niederbayern, Güter im Rottal. Dabei urkundete Hans der Perger, Richter zu Ötting, als Zeuge. Sigmund Perger, urkundlich 1405–1429, und Hans Perger, 1422, kommen in Bamberger Lehensbriefen in Kärnten vor. Achaz Perger urkundete 1406–1415 als Burggraf zu Lochental, auch 1446 im Aufgebot gegen Ungarn mit Jörg Perger. Franz Perger wird 1440 in Urkunden des Stiftes St. Paul in Kärnten genannt. Auch als Bürger zu Völkermarkt in Kärnten finden sich Perger 1498, 1535 und noch 1580. Der Genealoge Friedrich Graf Lanjus von Wellenburg (1888–1940) schlussfolgerte 1931: „Man wird daraus schließen dürfen, dass die Perger ursprünglich aus Kärnten stammten und zu jenen „fahrenden Rittern“ gehörten, die, in der Heimat zu wenig begütert, im Dienste fremder Herren ihr Fortkommen suchten.“[3]

Die Familie ließ sich in nachfolgender Zeit in Österreich ob der Enns nieder.[4]

Die urkundlich gesicherte Stammreihe beginnt mit dem Edlen und Vesten Stephan Perger, Herrn Conrad Pergers Sohn (urkundlich 1484; † 16. November 1521),[1] der aus Kärnten, abstammend vom Schlösschen Höhenperg (Höhenbergen bei Völkermarkt),[5] gekommen sein soll. Er wurde in Österreich ob der Enns als Erster seines Geschlechts dort urkundlich erwähnt. Sein mit dem pergerschen Stammwappen geschmücktes Epitaph ist in der Pfarrkirche zu St. Pantaleon. Vermählt war er mit Catharina Apfalterin.[6]

Der reich begüterte Ladislaus Prager hielt sich selten in seiner kleinen Burg Windhag auf, sondern lebte meist in den Schlössern Freistadt und Enns oder in seinen Stadthäusern zu Wien und Linz. Windhag gab er am 20. November 1504 dem edlen Stephan Perger auf längere Zeit in Pflege. Stephan Perger hatte 1504 außer der Pflege auf Windhag von Laßla Prager, seinem Landsmann, auch den Sitz zu Aich samt Hofbau und die Tiemühle bei Zeil zum Nießbrauch erhalten.[5]

Stephan Perger war auch der Pfleger des Siegmund und des Heinrich Prüschenk, des Ahnherren der späteren Grafen von Hardegg im Unteren Mühlviertel in Oberösterreich, der 1493 die Herrschaft Clam erworben hatte. Stephan wurde zum Stammvater der Familien Clam-Martinic und Clam-Gallas.[7] Er besaß nach dem Freiherrn von Hohenegg[8] schon 1510 das unweit Strengberg gelegene Gut St. Panthaleon.[9]

Sein Sohn Christoph Perger konnte 1524 von den Prüschenk, Grafen von Hardegg, das seit 70 Jahren in Pfandbesitz seiner Familie befindliche[1] „Schloss und Veste Clam mitsamt dem Turm“ als Lehen erwerben.[10] Er war mit Walburga von Noppingen[11] verheiratet, der Letzten ihres Geschlechts.[12][13] Von dieser Zeit an führte das Geschlecht den Namen „Edle Herren von und zu Clam“, behielt aber zugleich auch den älteren Prädikatsnamen „von Höchenperg“ bei.[4]

Nach Christoph Perger I. († 1534) folgten Christoph Perger II. († 1581), dessen Sohn Hanns Enoch Perger († 1617) und Enkel Johann Gottfried Perger (1598–1673).[13] 1640 wurde diesem von Kaiser Ferdinand III. der Titel Edler Herr zu Clam verliehen. 1642 ging das Lehen zu Clam durch Kauf in das Eigentum des Geschlechts über, das in der Folge seinen ursprünglichen Namen Perger wegließ.[10] Am 22. November 1655 wurde Johann Gottfried (1598–1673) in den Freiherrnstand erhoben. Er war der Gemahl der Freiin Anna Sibylla geborene von Kageneck (1602–1662),[13] durch die er zum Vater von zwölf Kindern wurde.[14]

Am 17. November 1759 verlieh Kaiserin Maria Theresia der Familie den Reichsgrafenstand. Die Standeserhöhung betraf fünf Brüder, von denen der ältere, Johann Gottlieb, und der vierte, Johann Christoph, das Geschlecht fortpflanzten. Die Familie teilte sich dadurch in die ältere und in die jüngere Linie: Clam-Martinic und Clam-Gallas.[4] FML Karl Johann von Clam-Martinic

Linie Clam-Martinic

Die ältere Linie wurde von Johann Gottlieb (* 15. Februar 1730; † 5. Juli 1793) begründet. Er war mit Caroline Gräfin von Desfours (* 29. Oktober 1731) verehelicht. Ihr einziger Sohn, Carl Joseph (* 4. September 1760; † 26. September 1826), vermählte sich mit Maria Anna Gräfin Borita von Martinitz (* 29. Juni 1768 in Prag). Sie war die Tochter des Grafen Franz Karl von Martinitz (* 6. September 1733) und der Marie Josefa Gräfin von Sternberg (* 20. November 1746) und der letzte Spross dieses alten, 1623 in den Reichsgrafenstand erhobenen Geschlechts.

Im Zuge der Heirat erfolgte eine Vereinigung des Besitzes und der Wappen des österreichischen Adelsgeschlechts der Grafen von Clam und des böhmischen Adelsgeschlechts der Grafen von Martinic. Die Familie führt seit dem 2. November 1792 den Namen Clam-Martinic,[15] als eine zu Wien erfolgte, erbländisch-österreichische Verleihung. Am 9. November 1792 erfolgte die Erhebung in den böhmischen Herrenstand.[1]

Die Linie Clam-Martinic übernahm auch den alten Familienbesitz Burg Clam, der sich bis heute in ihrem Besitz befindet. Der Ehe des Carl Joseph entsprangen fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter. Der älteste Sohn Karl Johann Nepomuk (* 23. Mai 1792; † 29. Januar 1840 in Wien) war k. k. Feldmarschalleutnant (Rang vom 26. November 1837).[16] Er war mit Lady Selina (* 2. Mai 1792; † 29. August 1872 in Ertischowitz), Tochter des Richard Meade, 2. Graf von Clanwilliam und der Maria Karoline Gräfin von Thun und Hohenstein (* 10. Mai 1769; † 8. August 1800 in Wien), verheiratet. Zu Ansehen gelangte sein älterer Sohn Heinrich Jaroslaw (1826–1887), ein böhmisch-nationaler Politiker, der mit Augusta Aloisia Maria Altgräfin zu Salm-Reifferscheidt-Raitz (* 5. November 1833; † 11. Juni 1891) vermählt war.

Am 18. April 1861 wurden die Grafen von Clam-Martinic erbliche Mitglieder des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats und werden seitdem zum österreichischen Hochadel gezählt.[1]

Noch größeres Ansehen sollte Heinrich Jaroslaws Enkel erlangen, der Sohn seines jüngeren Sohnes Richard (* 12. März 1832; † 15. November 1891 in Smečno) aus dessen Ehe mit Maria Ludovica Sophia, Gräfin von Bombelles (* 29. Juli 1836 in Schönbrunn; † 10. Mai 1921 in Prag), nämlich Graf Heinrich Karl Maria von Clam-Martinic (1863–1932), Generalmajor a. D. (Rang vom 12. April 1918)[16] und österreichischer Ministerpräsident. Er war mit Anna Maria Franziska Theodora, Gräfin von Abensperg und Traun (* 12. November 1875 in Petronell; † 2. August 1956 auf Schloss Clam) verheiratet; die Verbindung blieb kinderlos.

Die Burg Clam befindet sich heute in der 23. Generation im Besitz der Familie, derzeit von Carl Philip Clam-Martinic, gelerntem Maschinenbauingenieur und Forstwirt. Er trat 2003 das Erbe an und übernahm damit die Geschäftsleitung über Gutsverwaltung und Nebenbetriebe, nachdem er zuvor zwei Jahre als Marketing-Manager in Hongkong in der Uhrenindustrie tätig war.[15] Insgesamt gehören zur Burg knapp 500 Hektar Grund- und Waldfläche, die land- und forstwirtschaftlich genutzt und verpachtet werden. Auch ein Wasserkraftwerk, das für 200 Haushalte Ökoenergie erzeugt, wird betrieben.[17]

Linie Clam-Gallas

Die jüngere Linie wurde begründet von Johann Christoph (* 11. Juli 1702; † 1. April 1778), der seit dem 15. September 1745 mit der Reichsgräfin Aloisia Colonna von Völs (Fels) (* 11. Januar 1714; † 1. Juni 1782) verheiratet war.[18] Ihr Sohn Christian Philipp (* 29. April 1748; † 8. Februar 1805) wurde von seinem Onkel, dem letzten, 1757 verstorbenen Grafen Philipp Joseph von Gallas, zum Erben seiner großen Besitzungen in Böhmen eingesetzt und nahm mit k. k. Konzession vom 29. August 1768 Namen und Wappen derer von Gallas an.[4] Mit dem Tode seines Urenkels Franz Graf Clam-Gallas (1854–1930) erlosch die Linie Clam-Gallas im Mannesstamm. Aus dessen Ehe mit Maria von Hoyos-Sprinzenstein entstammten sieben Töchter.

Die Grafen von Gallas waren ein ursprünglich aus Italien stammendes Geschlecht, das mit Matthias Gallas (1588–1647), kaiserlicher Generalleutnant im Dreißigjährigen Krieg, seit 1632 Reichsgraf und seit 1635 Herzog von Lucera, zu großem Besitz in Böhmen gekommen war. Dessen Enkel war Johann Wenzel von Gallas, Herzog von Lucera, Oberstlandmarschall des Königreichs Böhmen, kaiserlicher Verwalter des Herzogtums Limburg und zuletzt Vizekönig von Neapel, Sohn von Franz Ferdinand von Gallas und Katharina Barbara, geborene Gräfin von Martinic (1645–1670).


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Einzelheiten sind in den Nutzungsbedingungen von Wikipedia beschrieben.