Deutschordenskommende Nürnberg

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Die Kommende Nürnberg war eine der bedeutendsten Kommenden des Deutschen Ordens. Sie gehörte der Ballei Franken an und spielte innerhalb der Ballei neben dem Haupthaus, der Landkommende Ellingen, eine zentrale Rolle. Die Kommende Nürnberg war als Teil des Deutschen Ordens ein reichsunmittelbarer Stand und wie die Stadt selbst direkt dem Kaiser unterstellt.


Geschichte

Am 20. Februar 1209 schenkte König Otto IV. dem Deutschen Orden einen Reichshof vor Nürnberg mit der bereits bestehenden Jakobskapelle. Hier errichtete der Orden sogleich eine Kommende, die erst zur Wende des 14./15. Jahrhunderts in die Stadt Nürnberg einbezogen wurde, da diese eine neue, größere Stadtmauer errichtete. An Stelle der Jakobskapelle wurde 1283/90 die Jakobskirche errichtet.

1230 schenkte Kaiser Friedrich II. dem Orden die Burgkapelle St. Margaretha und 1230 ein bereits 1210 errichtetes Spital, das später nach der 1235 heiliggesprochenen Elisabeth von Thüringen Elisabethspital benannt wurde und in dem auch die Elisabethkapelle stand. Mit dem Elisabethspital betreute die Kommende eines der größten Deutschordensspitäler im Heiligen römischen Reich. 1234 wurde dem Orden von König Heinrich VII. der Siechkobel St. Johannis, die Großweidenmühle und die Almosmühle geschenkt.

Durch weitere Schenkungen und Kauf erweiterte die Kommende stetig ihren Besitz und verfügte über umfangreichen Güter sowie Grundstücke in Nürnberg (Deutschherrenwiese, Deutschherrenbleiche) und im Nürnberger Umland. Darüber hinaus besaß die Kommende Nürnberg Rechte und Besitzungen in fast einhundert Ortschaften in Franken, Schwaben sowie der Oberpfalz, die in Vogteien oder Ämtern organisiert wurden (z. B. Postbauer, Schneidheim, etc.). Ehemals selbstständige Kommenden wie Eschenbach wurden der Kommende Nürnberg unterstellt.

1333 unterstellte Kaiser Ludwig IV. die Kommende den Burggrafen von Nürnberg als Schirmherrn. Bereits Mitte des 14. Jahrhunderts durch die lang andauernden Litauerkriege in eine wirtschaftliche Krise geraten musste der Deutsche Orden 1419 einen Großteil seiner Nürnberger Besitzungen, die innerhalb der Stadtmauer und außerhalb der Ordensgebäude lagen, an die Reichsstadt Nürnberg verkaufen, da der Orden die Mittel brauchte, um, infolge der Niederlage in der Schlacht bei Tannenberg, die Abfindung an das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen zu bezahlen.

1525 musste sich die Kommende dem Schutz der Reichstadt Nürnberg unterstellen, um so dem Bauernaufstand zu entgehen. Erst ein Urteil des Bundestages zu Ulm im Jahre 1529 konnte sie aus der Abhängigkeit befreien.

Nürnberg schloss sich 1525 der Reformation an, und die Deutschordenskommende war die einzige katholische Enklave in der evangelisch-lutherischen Stadt. Die Reichsunmittelbarkeit des Ordens und seine Konfession führten zu häufigen Auseinandersetzungen mit der Stadt. Die Stadt unterließ aber die gewaltsame Einbringung der Deutschordenskommende in das Stadtgebiet, da man militärische Gegenaktionen des Kaisers fürchtete. Die Kommende verlor aber die freien Nutzungsrechte (nicht das Eigentum) für die Jakobskirche an die Reichsstadt. Der Innere Rat besetzte 1528 die Predigtstelle bei St. Jakob mit Johannes Frosch, dem früheren Karmeliterprior von Augsburg und einem Freund Martin Luthers. 1533 setzte der Rat durch, dass in den Kirchen St. Jakob und St. Elisabeth der Gottesdienst nach der neuen Brandenburgisch-nürnbergischen Kirchenordnung gefeiert wurde. Der Deutschmeister protestierte ohne Erfolg, und so fanden in der Folgezeit nur noch sporadisch katholische Gottesdienste für Ordensangehörige in St. Elisabeth statt. Der Gottesdienst wurde von ersten Kaplan (Präses), mit Unterstützung durch Kapuzinermönche aus Neumarkt und durchreisenden Priestern in der Elisabethkapelle hinter verschlossenen Türen abgehalten. Die Spitalkapelle war der Vorgängerbau der Elisabethkirche.

Erst 1601 verfügte der Hochmeister und Erzherzog von Österreich Maximilian III., dass in St. Elisabeth wieder regelmäßig katholische Messen gefeiert wurden.

Während des Dreißigjährigen Kriegs zur Zeit der Besetzung durch die Schweden konnte von 1632 bis 1635 kein katholischer Gottesdienst mehr in der Elisabeth-Kapelle gehalten werden. 1632 übergab König Gustav Adolf die Jakobskirche der Stadt Nürnberg und leitete umfangreiche Renovierungen ein. Im Zuge des Westfälischen Friedens wurde die Jakobskirche 1648 an den Deutschen Orden zurückgegeben.

1785 wurde mit dem Bau der St. Elisabethkirche begonnen, die jedoch zu Zeiten des Deutschen Ordens in Nürnberg nicht mehr fertiggestellt werden konnte. Der unfertige Kuppelbau diente nach der Säkularisation als staatliches Baumagazin und Militärdepot, später als Notkirche. Die Kirche wurde erst 1902 fertiggestellt und nach der Frauenkirche die zweite katholische Pfarrkirche Nürnbergs.

Die Deutschordenskommende Nürnberg wurde 1806 vom Königreich Bayern aufgehoben und 1809 endgültig säkularisiert. Nach 600 Jahren hatte der Deutsche Orden aufgehört in Nürnberg zu existieren.



Text: Wikipedia

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