Ferdinand Freiligrath

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Hermann Ferdinand Freiligrath [ˈfraɪlɪkˌraːt, ˈfraɪlɪç-] (* 17. Juni 1810 in Detmold im Fürstentum Lippe; † 18. März 1876 in Cannstatt im Königreich Württemberg) war ein deutscher Lyriker und Übersetzer.

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Leben

Ferdinand Freiligrath wurde als ältestes Kind des Lehrers Johann Wilhelm Freiligrath (* 1784 in Kettwig; † 1825 in Soest) und von Anna Luise Wilhelmine, geb. Tops (* 1783 in Mülheim an der Ruhr; † 1817 in Detmold) in der Wehmstraße 5 in Detmold geboren. Von 1820 bis 1825 besuchte er das Detmolder Gymnasium. Besonders seine Lehrer Christian Ferdinand Falkmann und der Direktor Christian Gottlieb Clostermeier förderten seine dichterischen Versuche.[1] Er erlernte von 1825 bis 1832 in Soest im Geschäft der Gebr. Schwollmann, Brüder seiner Stiefmutter, den Beruf des Kaufmanns. Erste Gedichte Freiligraths wurden 1828 im „Soester Wochenblatt“ veröffentlicht („Der große Teich von Soest“, „Todes Wiegenlied“, „Adler und Schlüssel“ und andere). Er huldigte schwärmerisch „den schönsten Bewohnerinnen Soests“. 1832 übernahm er eine Korrespondentenstelle der Firma Jacob Sigrist in Amsterdam, die ein Wechselgeschäft und Großhandelshaus betrieb. Von Mai 1837 bis 1839 war er als Kaufmannsgehilfe in der Firma J. P. von Eynern in Barmen tätig und wohnte dort in der Zähringerstraße 4.[2] Zugleich verlobte er sich mit der 10 Jahre älteren Karoline Schwollmann, der Schwester seiner Stiefmutter.

Im September 1839 begann in Unkel am Rhein, wo noch heute das Freiligrathhaus an diese Schaffensperiode erinnert, sein Leben als freier Schriftsteller. Zusammen mit Karl Simrock und Christian Joseph Matzerath gab Freiligrath das Werk Rheinisches Jahrbuch für Kunst und Poesie heraus (ein zweiter Band erschien 1840). Mit seinem Freund Levin Schücking, der auch Beiträge verwertete, die ihm von Annette von Droste-Hülshoff zur Verfügung gestellt wurden, veröffentlichte er 1840 Das malerische und romantische Westphalen. Dieses Werk ist im Zusammenhang mit einer starken Zeitströmung zu sehen. Landschaft und Region wurden als politischer Bezirk und literarisches Neuland entdeckt, das Interesse an Märchen, Sagen und literarischem Volksgut erwachte.

1840 verlobte sich Freiligrath im nordthüringischen Großmonra mit Ida Melos (1817–1899), der Tochter des örtlichen Gymnasialprofessors und Buchautors Johann Gottfried Melos. Er hielt sich mehrere Monate in Thüringen auf, meist in Weimar. Nach der Heirat am 20. Mai 1841[3] in Großneuhausen ließ er sich mit seiner Frau in Darmstadt nieder und erhielt auf Empfehlung Alexander von Humboldts[4] 1842 eine Pension von 300 Talern vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. Im selben Jahr zogen die Freiligraths nach St. Goar. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor: Käthe Freiligrath, verh. Kroeker (1845–1904), Wolfgang Freiligrath (1847–1936), Luise Freiligrath, verh. Wins (1849 – ca. 1938), Otto Freiligrath (1850–1873) und Georg Percy Freiligrath (1852–1891).

Am 14. Mai 1842 wurde Freiligrath Freimaurer; seine Loge Zum wiedererbauten Tempel der Bruderliebe war in Worms ansässig. Korrespondenzen mit seinen Brüdern belegen, dass er der unpolitischen Haltung der Freimaurerei kritisch gegenüberstand.[5]

1844 verließ Freiligrath St. Goar; in Assmannshausen (im Gasthof Zur Krone) schloss er seine Sammlung politischer Gedichte Ein Glaubensbekenntniß ab. Das Buch erschien im September 1844 im Verlag Philipp von Zabern in Mainz und begründete Freiligraths Ruf als politischer Dichter. Aus Gründen politischer Opposition verzichtete er 1844 auf die Pension und auf eine mögliche Anstellung am Hof von Weimar. Wegen der Gefahr polizeilicher Verfolgung verließ er Deutschland und übersiedelte 1845 nach Brüssel, wo er mit Karl Heinzen in einem Hotel lebte. Dort besuchten ihn Karl Marx und Heinrich Bürgers für zehn Tage.[6]

Im gleichen Jahr zog er in die Schweiz und ließ sich mit seiner Frau und deren Schwester Marie Melos (1820–1888) auf dem Meienberg ob Rapperswil am Zürichsee nieder. Dort machte er die Bekanntschaft mit Gottfried Keller, der sich unglücklich in Marie Melos verliebte. In der Schweiz lernte Freiligrath auch Franz Liszt kennen. 1846 veröffentlichte er den Gedichtband Ça ira!, in dem zum Ausdruck kommt, dass die Zeit für eine Revolution in Deutschland reif sei. Danach ging er aus finanziellen Gründen nach London, wo er als Korrespondent eines Handelshauses und später als Dozent an der Londoner Universität arbeitete.

Er war auf dem Sprung nach Amerika, als in Deutschland die 1848er Revolution ausbrach, die er mit den Gedichten Februar-Klänge und Die Revolution (1849) begrüßte. Er ging nach Düsseldorf, wo er Freunde hatte, unter anderem Theodor Eichmann, Heinrich Koester und Wolfgang Müller von Königswinter, wohnte im Hause des Malers Henry Ritter[7] und beteiligte sich aktiv an der Revolution. Im Juni 1848 besuchte er den ersten Demokratenkongress in Frankfurt am Main. Im gleichen Monat war er auf Einladung von Andreas Gottschalk im Kölner Arbeiterverein zu Gast und trug dort sein Gedicht „Trotz alledem!“ vor.[8]

Am 1. August 1848 trug Freiligrath im Volksklub, einer kürzlich gegründeten, politisch links stehenden Vereinigung in Düsseldorf, der er angehörte und als Kassierer diente, sein Gedicht „Die Todten an die Lebenden“ vor.[9] Nachdem das Gedicht dort Beifall gefunden hatte, in einer Auflage von 9000 Exemplaren gedruckt, verkauft und verbreitet worden war, wurde Freiligrath auf Initiative des Düsseldorfer Ober-Prokurators Karl Schnaase Ende August verhaftet und der „Aufreizung zu hochverrätherischen Unternehmungen“ angeklagt. Am 3. Oktober 1848 verhandelte ein Assisengericht in Düsseldorf den Prozess. Er endete mit einem Freispruch durch die Geschworenen und einem Festzug der Bevölkerung. Nach Polizeiangaben waren dabei 15.000 Menschen auf den Beinen, unter ihnen Karl Marx.

Am 12. Oktober 1848 trat Freiligrath in die Redaktion der Neuen Rheinischen Zeitung von Karl Marx und Friedrich Engels ein[10] und betreute die Auslandsredaktion. Er schrieb an seine Schwiegermutter Wilhelmine Melos am 18. November 1848: „Außer den Gedichten enthalten diese auch Prosa-Artikel von mir. Großbritannien, Italien und Amerika, das ganze Ausland (mit Ausnahme Frankreichs) ist fast immer aus meiner Feder.“[11] In dieser Zeitung veröffentlichte er seine bekannten Gedichte „Wien“, „Blum“, „Reveille“, „Ungarn“ und „Abschiedswort der ‚Neuen Rheinischen Zeitung‘“.

Freiligrath sollte auch im Kölner Kommunistenprozess angeklagt werden.[12] Er reiste nach Amsterdam (Holland), um in den Besitz von 1.000 Talern zu kommen, die eine „unbekannte Dame aus Rheda“ für die Neue Rheinische Zeitung geschickt hatte, nun aber zurückforderte.[13] Freiligrath kehrte 1850 nach Deutschland zurück, weil sein Aufenthalt in Amsterdam nicht geduldet wurde. Er wohnte ab Mai 1850 in Düsseldorf-Bilk.[14] Im gleichen Jahr wurde er in den Düsseldorfer Künstlerverein Malkasten aufgenommen, woraufhin Wilhelm von Schadow, der Direktor der Kunstakademie Düsseldorf, dort austrat.[15]

Weil Freiligrath wegen kritischer Veröffentlichungen Repressalien erwartete,[16] emigrierte er bald nach London. Auf einen Steckbrief vom 14. August 1851 vom Kölner Oberprokurator August Heinrich von Seckendorff wegen Teilnahme „an einem Komplotte zum Umsturze der Staatsregierung“ antwortete Freiligrath in der Kölnischen Zeitung, dass er nicht durch Flucht ins Ausland gegangen sei, sondern „mit einem regelmäßigen Paß für In- und Ausland auf ein Jahr aus Preußen abgereist“ war.[17]

Ab Mai 1851 lebte er wieder in London. Im Juni 1851 wurde er als kaufmännischer Angestellter bei Joseph Oxford angestellt, der mit ostindischen Foulards handelte. Im Juni 1856 wurde er von James Fazy als Leiter der Londoner Agentur der „General Bank of Switzerland“ (Crédit Foncier) angestellt. Im November 1858 nahm er die englische Staatsbürgerschaft an. Die preußische Amnestie von 1861 und 1866 schloss Freiligrath aus, weil er noch immer gerichtlich verfolgt war und nur ein Gnadengesuch ihm Straffreiheit gewährt hätte. Dazu war er aber nicht bereit.[18] Nachdem Ende 1865 die Bankfiliale geschlossen wurde, war er wieder arbeitslos. Im April 1867 rief Emil Rittershaus einige seiner Barmer Freunde zu einer Spendensammlung auf,[19] die fast 60.000 Taler einbrachte, und er konnte 1868 nach Deutschland zurückkehren. Da er in Preußen nicht amnestiert war, ließ er sich 1874 in Cannstatt bei Stuttgart nieder.

Bereits nach der gescheiterten Revolution flachte Freiligraths Begeisterung für Revolution, Klassenkampf und Proletariat ab. In seinem Spätwerk schloss er sich der nationalen Begeisterungswelle an und begrüßte mit nationalen, patriotischen Gedichten wie Hurra, Germania! den Krieg gegen Frankreich und die Reichsgründung von 1871.

Freiligrath betätigte sich auch als Übersetzer, u. a. von Werken Robert Burns’, Victor Hugos, Alfred de Mussets. Von bleibender Bedeutung ist vor allem sein politischer Einsatz und idealistischer Schwung gegen die als ungerecht empfundenen Zustände seiner Zeit.

Freiligrath starb am 18. März 1876 in Cannstatt im Wirtshaus „Alter Hase“ an Herzversagen. Er wurde auf dem Uff-Kirchhof in Cannstatt beigesetzt.

Der Nachlass Ferdinand Freiligraths befindet sich im Goethe-und-Schiller-Archiv Weimar, weitere Materialien liegen in der Handschriftenabteilung der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, im Internationalen Institut für Sozialgeschichte, Amsterdam und im Literaturarchiv der Lippischen Landesbibliothek Detmold. Die Lippische Landesbibliothek Detmold betreut das literarische Erbe Freiligraths, erwirbt antiquarisch angebotene Autographen und erstellt eine Freiligrath-Bibliographie.


Text: Wikipedia

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