Freiberger Dom

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Freiberger Dom auf Ansichtskarte von 1937

Dom St. Marien

Der Dom St. Marien ist eine evangelisch-lutherische Kirche der Universitätsstadt Freiberg. Sie befindet sich am Untermarkt. Die spätgotische Hallenkirche wurde 1537 evangelisch-lutherisch und ist bis heute die Pfarrkirche der Domgemeinde.[1] Die Superintendentur hat Christoph Noth inne, Pfarrer ist Urs Ebenauer und für die Leitung musikalischer Projekte ist Domkantor Albrecht Koch seit 2008 verantwortlich.[2] Mit seinem 20 Meter hohen Satteldach überragt der Dom St. Marien den Untermarkt. Rückwärtig bilden der Dom, die Annenkapelle, die Domherrenhäuser und der Grüne Friedhof „ein eindrucksvolles, spätgotisches Ensemble“.[3] Als Eingänge in die Kirche dienen fünf Portale, vier spätgotische und die spätromanische „Goldene Pforte“.[4] Der Dom St. Marien zu Freiberg beherbergt außerdem die Kurfürstliche Grablege, ein wichtiges Symbol sächsischer Geschichte. Heinrich der Fromme, Kurfürst von Sachsen, verfügte testamentarisch den Freiberger Dom als Ort der Grablege der Wettiner, die ab 1541 dort bestattet wurden.[5]

(Bau-)Geschichte

Romanische Marienkirche

Um 1180 (bzw. 1185) wurde im Burglehenviertel (heutiger Untermarktbereich) eine romanische Basilika mit dem Namen „Unseren Lieben Frauen“ (Frauenkirche)[6] aus Gneisbruchstein errichtet. Zwar fehlen die historischen Beweise, dass Markgraf Otto von Wettin (1125-1190), genannt „Otto der Reiche“, der offizielle Bauherr der Marienkirche war, doch ist davon auszugehen, dass ein solch immenses Bauvorhaben ohne seine Einwilligung nicht möglich gewesen wäre.[7] Der gewölbte Sakralbau wieß Einflüsse aus dem naheliegenden Zisterzienserkloster Altzella in der Nähe von Meißen auf. An diesem „Urbau“ des Freiberger Doms nahmen die Bauherren mitte bis Ende des 13. Jahrhunderts einige Änderungen vor. Sie veranlassten zwischen den Westtürmen ein reichverziertes Portal einzufügen, dass wegen des hohen Goldeinsatzes im Volksmund „Goldene Pforte“ genannt wurde und wird. Die „Goldene Pforte“ lag genau auf der Sichtachse zwischen Basilika und Burg Freudenstein, was die Macht und die enge Verbindung der Kirche zum Burglehen symbolisierte.[8] Über die Baugeschichte des romanischen „Urbaus“ ist aus den Kirchenakten wenig zu entnehmen.[9] Allerdings führten archäologische Untersuchungen zu wertvollen Informationen über den Vorgänger des heutigen Freiberger Doms. Artefakte aus der Zeit vom 12. bis zum 15. Jahrhundert sind im Ostteil des Doms St. Marien zu besichtigen.[10]

Domerhebung 1480

Am Ende des 15. Jahrhunderts regte sich der Wille der Freiberger Bürgerschaft, des Adels und des Fürstentums für die Bildung eines Kollegiatsstiftes in der immer einflußreicheren Stadt Freiberg. Ein solcher Stift ist eine geistliche Institution, die den weltlichen Klerikern (Kanoniker, Dekane, Vikare, etc...) ein Leben nahe der Pfarrkirche ermöglicht, welches jedoch nicht der Abgeschiedenheit eines Mönchslebens ähnelt. Die Bildung des Kollegiatsstiftes machte die, von Papst Sixtus IV. (Pontifikat 1471-1484) am 12. April 1480 aufgesetzte, päpstliche Bulle amtlich. Die Weihung der Frauenkirche zur Kollegiatsstiftkirche (Dom) erfolgte am 14. August 1480. Eine Weihung, veranlasst durch den Papst in Rom, bedeutete eine große Ehre für die Gemeinde der Marienkirche und der Stadt Freiberg. Durch die Domerhebung folgten in der Kosequenz weitere Umbauten, welche jetzt weite Teile des Burglehenviertels betrafen. So wurden zum Beispiel nördlich des Doms Stiftsgebäude errichtet, die den Domherren und Vikaren als Amts-und Wohnräume zur Verfügung standen. Die wohl gravierenste Änderung erfolgte 1514, 34 Jahre nach der Weihung, als der Domkreuzgang entstand, der die nun vermehrten Prozessionen vor ungünstiger Witterung schützte.[11]

Domneubau als spätgotische Hallenkirche

Der vierte Stadtbrand, der 1484 in Freiberg tobte, ließ auch die, erst vor kurzer Zeit geweihte, Kollegiatsstiftkirche nicht unbeschadet. In Folge dessen entschlossen sich die Domherren, einen neuen Bau anfertigen zu lassen. Dieser sollte sich in der Nähe des Alten befinden und wurde 1501 fertiggestellt. Die neue Kirche, eine der ältesten spätgotischen Hallenkirchen Obersachsens, bildete seit 1515 zusammen mit dem Kreuzgang und der Annenkapelle eine besondere Dreiereinheit. Der Neubau stellte die Stadt- und Kirchenväter allerdings vor ein enormes Finanzierungsproblem. Die Lösung brachte Papst Innozenz VIII. (Pontifikat 1484-1492) mit den sogenannten „Butterbriefen“. Diese Ablassbriefe, erstmalig datiert vom 10. Juli 1491, erlaubten dem Käufer während der Fastenzeit, Butter und andere Milchprodukte zu konsumieren. Die Gelder des Verkaufes gingen an den Bau der neuen Kirche. Dieser Ablasshandel sorgte schon am Ende des 15. Jahrhunderts für massiven Protest in der Gesellschaft.[12]

Reformation

Schon vor dem offiziellen Beginn der Reformation im Jahre 1517 zeigten sich Teile des Freiberger Adels und der Bevölkerung von den lutherischen Gedanken fasziniert. Doch erst 1537 führten der damalige Herzog Heinrich der Fromme und seine Gattin Katharina in ihrem „Freiberger Ländchen“ die Reformation ein.[13]

Einige Ausstattungstücke des Domlanghauses

Silbermannorgeln

Von den 33 noch erhaltenen Orgeln, die Gottfried Silbermann (1683-1753), „Königlich-Polnischer und Churfürstlich-sächsischer Hoff-und Landorgelbauer“, konstruierte, befinden sich noch vier in Freiberg, zwei davon im Dom St. Marien.[14] Nur die Empfehlung Johann Kuhnaus, des Vorgängers von Johann Sebastian Bach als Thomaskantor in Leipzig, sorgte dafür, dass Silbermann den Auftrag für den Bau der großen Orgel erhielt. Am 13. und 14. August 1714 prüften Johannes Kuhnau und der Altenburger Hoforganist die nach drei Jahren Arbeitszeit fertiggestellte Domorgel mit 2674 Pfeifen und 44 Registern. Das Urteil: „ein ungemein prächtiger Klang“.[15] Am darauffolgenden Sonntag begleitete die Orgel das erste Mal den musikalischen Gottesdienst. Die Kleine Silbermannorgel, 1718/19 gebaut, schmückt seit 1938 die Ostempore. Domkantor Arthur Eger (1900-1967) bemühte sich um die Verlagerung der Orgel mit 14 Registern aus der damals baufälligen katholischen Johanniskirche.[16]

Tulpenkanzel

Die Tulpenkanzel ist, neben der Bergmannskanzel und der Marienkanzel, eine der drei Domkanzeln. Seit über 500 Jahren wird von ihr gepredigt. Die Tulpenkanzel ist ein vielbeachtetes, spätgotisches Kunstwerk aus Hilbersdorfer Porphyrtuff des Chemnitzer Bildhauers H.W., der nur unter seinem Kürzel bekannt ist. Die umfangreiche Ikonographie ist eines ihrer besonderen Merkmale. So sind unteranderem die vier Evangelist und Madonna mit dem Christuskind auf dem Schalldeckel dargestellt. Diese Darstellungen bilden einen breiten Interpretationsspielraum für Heimatforscher, die bergmännisches Gedankengut in den Vordergrund rücken, und Theologen, die die mariologische Sichtweise vertreten. In den Jahren 1827/29 galt die Tulpenkanzel in bestimmten Kreisen als „unnützes Möbel“ (Eduard Heuchler)[17], da sie von beginnender Verwitterung betroffen war. Erst 1992 schaltete sich das Landesamt für Denkmalpflege Sachsens ein und seit 1994 wird von der Tulpenkanzel zu feierlichen Anlässen gepredigt.[18]

Altarretabel und Taufstein

Infolge der Reformation wurden vorreformatorische Schnitzaltäre aus der Freiberger Domkirche entfernt, da es für den evangelisch-lutherischen Gottesdienst nur zwei Sakramente bedarf: Altar und Taufstein. Das Bild des Altars im Freiberger Dom stammt aus dem Jahre 1560 vom Annaberger Münzmeister Mathäus Rothe. Die Darstellung beinhaltet einige Merkmale der Schule Lucas Cranachs des Jüngeren, wie Farben und Komposition, und zeigt das letzte Abendmahl gemäß Lk 22, 15. Die Kruzifixe des Altars stammen einerseits von einem unbekannten Schnitzer aus dem Barock, andererseits vom Freiberger Goldschmied David Winkler aus dem Jahr 1620.[19] Das zweite lutherische Sakrament des Doms ist der Taufstein, der sich nahe des Zuganges zur „Goldenen Pforte“ befindet. Heinrich der Fromme und seine Gemahlin stifteten den sandsteinernen Taufstein persönlich im Jahr 1531.[20]

Quellen

Hübner, Manfred: Freiberger Dom mit Schloss- und Domviertel, Hinstorff-Verlag, Rostock 2013

http://www.freiberger-dom.de/gemeindeleben/mitarbeiter.html (abgerufen am 10.03.2016; 18:26)

Einzelnachweise

[1]: Hübner, Manfred: Freiberger Dom mit Schloss- und Domviertel, Hinstorff-Verlag, Rostock 2013, S. 50

[2]: http://www.freiberger-dom.de/gemeindeleben/mitarbeiter.html (abgerufen am 10.03.2016; 18:26)

[3]: Hübner, Manfred: Freiberger Dom mit Schloss- und Domviertel, Hinstorff-Verlag, Rostock 2013, S. 51

[4]: ebenda, S.52

[5]: ebenda, S. 83ff.

[6]: ebenda, S. 53

[7]: ebenda, S. 47

[8]: ebenda

[9]: ebenda, S. 53

[10]: ebenda, S. 48

[11]: ebenda, S. 48f.

[12]: ebenda, S. 49f.

[13]: ebenda, S. 50

[14]: ebenda, S. 26

[15]: ebenda, S. 27

[16]: ebenda, S. 29

[17]: ebenda, S. 75

[18]: ebenda, S. 73ff.

[19]: ebenda, S. 69

[20]: ebenda, S. 69ff.