Gruson-Gewächshäuser

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Die Gruson-Gewächshäuser sind ein Botanischer Garten in Magdeburg und enthalten eine bedeutende, bis in das 19. Jahrhundert zurückgehende, Pflanzensammlung. Sie gehört heute zum Netzwerk Gartenträume Sachsen-Anhalt.


Anlage

In den zehn Schauhäusern der Gewächshausanlage werden unter 4000 m² überdachter Fläche etwa 3000 Pflanzenarten aus circa 350 Pflanzengattungen gehalten. Die von der Stadt Magdeburg betriebene Anlage beherbergt Pflanzen aus fünf Kontinenten. Direkt an die Anlage grenzt der Klosterbergegarten.


Schauhäuser

Im Kakteenhaus können 400 Kakteenarten besichtigt werden, darunter auch circa 150 Jahre alte Exemplare von Echinocactus grusonii, die nach dem Begründer des Hauses benannt sind.

Das Kleine und Große Tropenhaus beherbergt in tropischem Klima Pflanzenarten aus den Tropen. Hier wachsen unter anderem Guave, Baummelonen, Kakao, Kaffee und Pfeffer. Aber auch Ficus-Arten, Lianen, Buntblattgewächse und Bananenstauden werden zur Schau gestellt.

Größte Attraktion des Viktoriahauses ist die Riesenseerose Victoria cruziana. In diesem Schauhaus wachsen auch Mimosen, Passionsblumen,Reis und Zuckerrohr.

Die Gruson-Gewächshäuser verfügen auch über eine 400 Arten umfassende Sammlung von Bromelien. Im Wintergarten befindet sich Palmfarne mit einer Stammhöhe von drei Metern. Eine umfangreiche Sukkulentensammlung befindet sich im Kakteenhaus.

Das 16 Meter hohe Palmenhaus ist Standort für viele Palmenarten und auch für den Riesenbambus. Eine im Haus befindlicher Baumkronenpfad ermöglicht es den Besuchern bis in die Höhe der Baumwipfel aufzusteigen.

Mit zum Teil über 130 Jahre alten Farnen präsentiert sich das Farnhaus. Neben Baum- und Palmfarnen finden sich unter anderem Frauenhaarfarn, Flügelfarn und Schwertfarn.

Im Mittelmeerhaus werden Pflanzen aus dem Mittelmeerraum und von den Kanarischen Inseln gehalten. Typische Vertreter sind Lorbeer, Myrte und Ölbäume.

In der Anlage befinden sich auch einige Aquarien und Terrarien. Hier werden Exoten wie Bartagame, Schildkröten, Malawi-Buntbarsche und Piranhas gehalten. Bis 2008 wurden auch Kaimane gehalten.


Geschichte

Nach dem Tode des Magdeburger Industriellen und Pflanzensammlers Hermann Gruson schenkte dessen Familie im Jahr 1895 seine von ihm zusammengetragene umfangreiche Pflanzensammlung der Stadt Magdeburg. Außerdem spendeten der Sohn Hermann und Gruson Ehefrau Helene 100000 Mark zusätzlich, um der Stadt die Annahme zu erleichtern. Die Spende an die Stadt hatte auch einen pragmatischen Grund. Der Unternehmer hatte wohl nicht die Absicht seinen Wohnsitz auf dem Werksgelände in Buckau zu erhalten. Nachdem das Werk bereits 1893 von der Friedrich Krupp AG übernommen wurde, wollte er den Erhalt seines privaten Besitzes geklärt wissen, denn er hatte lebenslanges Wohnrecht auf dem Gelände. An die Übernahme der Pflanzensammlung knüpfte die Familie Gruson daher fünf Bedingungen:

Nur die Stadt sollte die Unterhaltung der Sammlung unternehmen.

Der Unterhalt der Pflanzen sollte im Sinne Grusons erfolgen.

Die Sammlung sollte „für alle Zeiten“ den Namen Grusons tragen.

Die Pflanzen sollten jedem zugänglich gemacht werden, wenn nötig, mit eintrittsfreien Tagen für die Ausstellung.

Die Stadt musste Grusons Gärtner und in der Ausbildung befindliche Lehrlinge übernehmen.


Für die bis dahin in der Freien Straße untergebrachte Sammlung wurde 1896 die große öffentliche Gewächshausanlage am Klosterbergegarten errichtet. Gruson hatte mit Hilfe seines Obergärtners Albert Mathsson die zum damaligen Zeitpunkt wohl größte Sammlung an Kakteen und Sukkulenten in Europa zusammengetragen. 1889 war Mathsson im Auftrage Grusons sogar zu einer Sammelexpedition nach Mexiko aufgebrochen. Auch hatte Gruson sich über seinen in Mexiko lebenden Freund Karwinsky viele Exemplare schicken lassen. Bereits zu Lebzeiten erfuhr er dafür mehrere Ehrungen. Die deutsche Kakteengesellschaft hielt 1894 ihm zu Ehren ihre Hauptversammlung in seinen Gewächshäusern ab. Vier Kakteenarten erhielten seinen Namen, darunter der Schwiegermutterstuhl oder Goldkugelkaktus. Außerdem lud Gruson regelmäßig Gäste, Besucher, Interessierte und Geschäftsfreunde in seinen Garten und seine Gewächshäuser ein. Allein für die Bewässerung und Pflege der Kakteen und Sukkulenten gab er jährlich etwa 20000 Mark aus.

Am 12. April 1896 erfolgte die Eröffnung der Anlage unter dem Namen Gruson Gewächs- und Palmenhäuser der Stadt Magdeburg. Die Ausstellung war von Beginn an gut besucht und die Häuser waren beliebte Veranstaltungsziele für Vereine und Tagesausflüge von Schulklassen. Bis in die 20er Jahre war ein Besuchstag in der Woche eintrittsfrei. Mehrere Magdeburger Bürger spendeten den Häuser wertvolle Pflanzen. Eine Büste Grusons befindet sich noch heute im Haus.

Aus der Gründungszeit ist das Verwaltungsgebäude mit anschließendem Gewächshaus, das Mittelmeerhaus und das heute als Unterrichtsraum genutzte damalige Kakteenhaus erhalten. Der Unterrichtsraum besteht zum Teil aus Bauteilen, die im Schalenhartguss, einem von Hermann Gruson entwickelten Verfahren, hergestellt worden waren.

Im Jahr 1910 entstand das ebenfalls noch erhaltene Viktoriahaus als betonummantelte Stahlkonstruktion.

Während des Zweiten Weltkriegs kam es bei einem Luftangriff auf Magdeburg im September 1944 zu schweren Zerstörungen in der Anlage. Praktisch alle Glasscheiben waren zerbrochen. Das Palmenhaus war zerstört. Auch der wertvolle Pflanzenbestand erlitt Verluste.

Nach Ende des Krieges wurden schnell einige Kriegsschäden beseitigt. Bereits im Sommer 1945 wurden das Kakteenhaus (heute Botanikschule), das Sukkulentenhaus (heute Mittelmeerhaus) und das Große Tropenhaus wieder eröffnet. Die weiteren Häuser folgten. Das große Palmenhaus wurde jedoch erst nach mehr als 40 Jahren im Jahr 1986 wieder eröffnet. Der ursprüngliche repräsentative Eingang wurde erst im Jahr 2010 neu errichtet. Damit wurde der provisorische Eingang am Verwaltungsgebäude, der eher einem Hintereingang glich, nach 65 Jahren abgelöst. 1975 wurde eine Botanikschule eröffnet. In dem Schulungsraum werden interessierte Gruppen und vor allem Schulklassen zu Themen der Botanik geschult.

In den ersten 100 Jahren verzeichneten die Gruson-Gewächshäuser ungefähr sechs Millionen Besucher.



Text: Wikipedia

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