Gymnasium Fridericianum Schwerin

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Das Fridericianum Schwerin ist ein altsprachliches Gymnasium in der Altstadt von Schwerin. Es wurde 1553 gegründet und kann auf eine jahrhundertelang durchgehende humanistische Tradition zurückblicken. Somit ist es eine der ältesten Schulen im deutschsprachigen Raum.

In Form von Hochbegabtenklassen wird die besondere Förderung von Hochbegabten gewährleistet. Das Gymnasium bietet Unterricht von der 7. bis zu der 12. Klasse an, Hochbegabte dürfen die Schule schon ab der 5. Klasse besuchen.

Das heutige Fridericianum geht auf die Fürstenschule zurück und wurde nach Großherzog Friedrich Franz I. benannt.

Die Schule hat ein weites Einzugsgebiet, welches neben der Stadt Schwerin auch zahlreiche umliegende Gemeinden aus den angrenzenden Landkreisen beinhaltet.

Umgangssprachlich wird die Schule auch „Fritz“ genannt.

Erinnerungsbuch an den Prorektor Friedrich Reitz von 1862

Friedrich Reitz ging Ostern 1868, nach fast 50-jähriger Tätigkeit am Gymnasium Fridericianum in Schwerin in den Ruhestand. (1)

Er studirte 1816-1819 in Rostock, wurde am 19. Sept. 1820 als Collaborator am hiesigen Gymnasium angestellt, Ostern 1834 zum Oberlehrer, am 19. Mai 1842 zum Subrector und Michaelis 1845 zum Prorector ernannt. Am 13. Oct. 1846 feierten wir sein 25jähriges Amtsjubiläum, bei welchem Freunde, Collegen und Schüler auf mannigfache Weise ihre Liebe und Achtung bezeugten. (2)

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Holz-Buchdeckel Titelblatt Schüler Schüler
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Schüler Schüler Schüler Schüler

Geschichte

Am 10. August 1553 wurde die Fürstenschule von Herzog Johann Albrecht I. eingeweiht. Ihr geistiger Vater war Andreas Mylius (Politiker), der das Modell der sächsischen Fürstenschule in Meißen kopierte. Hervorgegangen ist sie aus einer Lateinschule, die es seit dem Mittelalter am Schweriner Dom gab. Der Anfang der neuen Schule gestaltete sich recht schwierig, zwar förderte Johann Albrecht das Schulwesen und zog durch Stipendien auswärtige Schüler nach Schwerin, aber die Schule war klein – vier Lehrer unterrichteten ca. 70 Schüler – und es gab Widerstände, so dass die Schule schon wenige Monate nach dem Tod ihres Förderers einige Zeit geschlossen wurde. Außerdem ließ um 1600 das Interesse an geistigen Werten nach – der Schwung der Reformation war vorüber –, was rückläufige Schülerzahlen verursachte. Aus der Domschule mit hoher Ausstrahlung wurde nun eine relativ unbedeutende Stadtschule. Ende des Dreißigjährigen Krieges hatte die Schule nur noch wenige Schüler. Da aber die Domschule auf lange Zeit die einzige höhere Schule in Schwerin war, wurde sie nicht aufgegeben. Durch verbesserte Ausbildung entwickelte sich neues Interesse, so dass die Schule 1753 ihr 200-jähriges Bestehen feiern konnte.

1818 wurde die Domschule in das Gymnasium Fridericianum umbenannt. Der Name sollte auf die landesväterliche Fürsorge des Großherzogs Friedrich Franz I. hinweisen. Johann August Görenz (1767–1836) leitete die Schule von 1817 bis 1833. Er wandelte die Schule in ein „modernes humanistisches Gymnasium“. Zwar behielt die Kirche ihr Mitbestimmungsrecht, doch veränderte sich das Selbstverständnis und die Schule wurde immer mehr als eine staatliche Einrichtung verstanden. 1827 unterrichteten zwölf Lehrkräfte etwa 300 Schüler; die Schulzeit dauerte sieben Jahre. Neuer Schulleiter wurde der Altphilologe Karl Friedrich Wex, 1835 wurde Sport in den Lehrplan aufgenommen.

Während der NS-Zeit wurden Schüler, deren Eltern Mitglieder der NSDAP waren und ihre „arische“ Abstammung nachweisen konnten, bevorzugt. Trotz der Tatsache, dass viele Lehrer sich als Nationalsozialisten zu erkennen gaben, blieb der Lehrplan und -stoff gleich. 1933 hielten die Hitlerjugend und das Jungvolk an der Schule Einzug und der Hitlergruß wurde eingeführt. Dennoch behielt die Schule ihre konservative Haltung und behauptete sich gegen den Zorn des Gauleiters. Sie blieb trotzdem gemäßigt, was man an der Weiterbeschäftigung des Oberstudienrates Plate, dessen Ehefrau jüdischen Glaubens war, erkennen kann. Zudem wurden zunächst Schüler jüdischen Glaubens weiterhin unterrichtet.

In dem Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine Vereinigung mit dem Schweriner Realgymnasium und der Oberrealschule zur Oberschule für Jungen in Schwerin, die seit 1949 den Namen Goethe-Oberschule 1 trug. Ab 1954 existierte der altsprachliche Zweig der Schule nicht mehr, womit die Tradition des humanistischen Gymnasiums altsprachiger Prägung in der DDR-Zeit unterbrochen wurde. Zwischen 1969 und 1991 nutzte die POS „August Bebel“ das Gebäude am Pfaffenteich.

Nach der Friedlichen Revolution 1989 erfolgte eine Neuordnung des Schulwesens. 1991 wurden in Schwerin sieben Gymnasien neu gegründet. Das Fridericianum hatte im ersten Jahr etwa 600 Schüler. 1996 zog die Schule in das ehemalige Lyzeum am Totendamm, das durch den Abzug sowjetischer Truppen wieder zur Verfügung stand. Im Jahr 1998 wurde noch ein Anbau fertiggestellt, so dass die naturwissenschaftlichen Räume der Schule nun den neueren Standards entsprechen.

2002 wurden große Teile der Schülerschaft des Gagarin-Gymnasium in das Fridericianum übernommen und 2006 das Herder-Gymnasium Schwerin.

Geschichte des Schulgebäudes

Einstiger Sitz der Schule war der zweigeschossige gestreckte Klinkerbau in der heutigen August-Bebel-Straße am Ostufer des Pfaffenteichs. Er wurde von 1868 bis 1870 nach Plänen des Architekten Hermann Willebrand erbaut, enthält Mittel- und Eckrisaliten sowie farblich abgesetzten Terrakotta- und Klinkerschmuck.[1] In DDR-Zeiten war die August-Bebel-Schule hier untergebracht, nach der Wende wurde das Gebäude zwischenzeitlich als Berufsschule des Bereichs Wirtschaft und Verwaltung genutzt. Heute steht es leer, es bestehen jedoch seit Jahren Pläne eines Ausbaus als Hochschulstandort. Das Baltic College, eine private Hochschule, nutzt heute das Gebäude.[2]


Text: Wikipedia

Liste der Autoren

Quelle (1): Programm Schwerin Gymnasium 1890, in: Franz Kössler: Personenlexikon von Lehrer des 19. Jahrhunderts, Gießen 2008

(2): Schrift zur 300 Jahrfeier der Gelehrtenschule in Schwerin im Jahre 1853

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