Matterhorn

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Das Matterhorn (italienisch Monte Cervino oder Cervino, französisch Mont Cervin oder Le Cervin, walliserdeutsch Hore oder Horu) ist mit 4478 m ü. M. einer der höchsten Berge der Alpen. Wegen seiner markanten Gestalt und seiner Besteigungsgeschichte ist das Matterhorn einer der bekanntesten Berge der Welt. Für die Schweiz ist es ein Wahrzeichen und eine der meistfotografierten Touristenattraktionen.

Der Berg steht in den Walliser Alpen zwischen Zermatt und Breuil-Cervinia. Ost-, Nord- und Westwand liegen auf schweizerischem, die Südwand auf italienischem Staatsgebiet.

Wissenswertes über das Matterhorn vermittelt das Matterhorn Museum in Zermatt.

Geschichte des Namens

Im Allgemeinen kamen im Gebirge die Bergspitzen erst spät zu ihren Namen, die daruntergelegenen Passübergänge und Alpen jedoch meist früher. So nannte Johannes Schalbetter 1545 den heutigen Theodulpass als «Mons Siluius» (deutsch übersetzt Salasser­berg) oder deutsch Augsttalberg. Mit Augsttal ist dabei das Tal von Aosta (lateinisch Augusta Praetoria Salassorum) gemeint, das Aostatal.

«Siluius» wurde dann sehr wahrscheinlich volksetymologisch falsch interpretiert über vermeintlich lateinisch «silvius» und «silvanus» zu französisch und italienisch «Cervin/Cervin(i)». 1581 wurde das Matterhorn erstmals als Mont Cervin erwähnt, wie später Mons Silvanus und Mons Silvius. Im Jahr 1682 nannte Anton Lambien das heutige Matterhorn Matter Dioldin h[orn] (Matterhornspitze) zur Abgrenzung vom gleichnamigen Pass, der bis Mitte des 19. Jahrhunderts (beispielsweise auf der Dufourkarte) noch «Matterjoch» genannt wurde.

In der Lokalbevölkerung wird der Berg auch einfach ds Hore («das Horn», Zermatter Dialekt) oder ds Horu («das Horn», Oberwalliser Dialekt) genannt.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zum Matterhorn.

Erstbesteigung

Seit 1857 wurden mehrere erfolglose Versuche unternommen, das Matterhorn zu besteigen, zumeist von der italienischen Seite her.[3] 1862 erstieg John Tyndall mit den Führern Johann Josef Benet, Anton Walter, Jean-Jacques und Jean-Antoine Carrel erstmals die Südwestschulter, den heutigen Pic Tyndall. Die Fortsetzung des Aufstiegs entlang des Liongrates erschien ihnen unmöglich.

Dem Erstbesteiger des Matterhorns, Edward Whymper, erschien der Liongrat weiterhin als nicht machbar. Insgesamt war er bereits sieben Mal gescheitert und überlebte u. a. einen Sturz über 60 Meter. Whymper versuchte daher, seinen Freund Jean-Antoine Carrel zu einer Besteigung von der Zermatter Seite zu überreden. Dieser beharrte darauf, von Italien her aufzusteigen.

Im Juli 1865 erfuhr Whymper zufällig von einem Gastwirt in Breuil-Cervinia, dass sich Carrel – ohne Whymper zu benachrichtigen – wieder zum Liongrat aufgemacht hatte.[3] Whymper fühlte sich getäuscht und eilte nach Zermatt, um dort eine Gruppe für einen sofortigen Versuch über den Hörnligrat zusammenzustellen. Am 14. Juli 1865 gelang der 7er-Seilschaft Whympers die Erstbesteigung.[4] Die Gruppe stieg über den Hörnligrat auf die Schulter, und weiter oben, im Bereich der heutigen Fixseile, wich sie in die Nordwand aus. Edward Whymper erreichte als erster den Gipfel, weil er sich vor dem Gipfel vom Seil losschnitt[5] und vorauslief. Ihm folgten der Bergführer Michel Croz (aus Chamonix), Reverend Charles Hudson, Lord Francis Douglas, D. Robert Hadow (alle aus England) sowie die Zermatter Bergführer Peter Taugwalder Vater und Peter Taugwalder Sohn.[6] Carrel und seine Gruppe entdeckten sie weit unterhalb am Pic Tyndall. Beim Abstieg der Erstbesteiger stürzten die vorderen vier der Seilschaft (Croz, Hadow, Hudson und Douglas) noch oberhalb der sogenannten «Schulter» über die Nordwand tödlich ab.[4] Am Samstag, den 15. Juli 1865, am Sonntag, den 16. Juli 1865 und in den darauffolgenden Tagen brach Josef Marie Lochmatter mit den Rettungsmannschaften auf, um den Verunglückten der Erstbesteigung Erste Hilfe zu leisten. Drei der Toten konnte ein Bergungstrupp am 19. Juli auf dem Matterhorngletscher bergen. Die Leiche von Lord Francis Douglas wurde nie gefunden.

Am 17. Juli gelang auch Carrel zusammen mit Jean-Baptiste Bich und Amé Gorret der Aufstieg über den Liongrat bis zum Gipfel,[7] indem er vom Nordende der italienischen Schulter durch die oberste Westwand auf den Zmuttgrat traversierte (sog. Galleria Carrel) und die Besteigung über diesen abschloss.

Die Jahrestage der Erstbesteigung des Matterhorns werden in der Gegenwart feierlich begangen. So zeigte das Schweizer Fernsehen zum 100. Jahrestag am 14. Juli 1965 eine internationale Live-Sendung einer Matterhornbesteigung mit Beteiligung von Berg-Reportern der BBC und der RAI. Am 30. Juni 1965 zeigte das Schweizer Fernsehen den eigens produzierten Dokumentarfilm Bitterer Sieg: Die Matterhorn Story (Regie: Gaudenz Meili).[8] Anlässlich des 150. Jahrestages wurde am 14. Juli 2015 auf dem Bahnhofplatz in Zermatt eine Countdown-Uhr aufgebaut, im Dezember 2014 wurde im Zentrum der Stadt ein Treffpunkt für das Jubiläumsjahr ins Leben gerufen, der sogenannte «Matterhorn Plaza».[9]

Am 22. Juli 1871, nur sechs Jahre nach Whymper, bestieg die britische Alpinistin Lucy Walker als erste Frau das Matterhorn[10], bereits 1869 hatten Isabella Straton und Emmeline Lewis Lloyd als reine Frauenseilschaft die Besteigung versucht, scheiterten aber kurz vor dem Ziel.[11] Ebenfalls im Jahr 1871 bestieg Anna Voigt aus Frankfurt das Matterhorn, sie war damals eine der ersten Frauen in der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen Alpenvereins.[12] Yvette Vaucher ist die erste Frau, die die Nordwand des Matterhorns bestiegen hat.[13]

Trivia

Als grosser Bewunderer des Hochgebirges wurde der Genfer Maler Albert Gos gewissermassen zum «Hofmaler» des Matterhorns.

Der markante pyramidenförmige Gipfelkopf diente der Schokoladenfirma Tobler als Muster für ihre «Toblerone».

Der Walliser Schriftsteller Pierre Imhasly hat in seinem Langgedicht Maithuna/Matterhorn dem Matterhorn ein literarisches Denkmal gesetzt.

1959 wurde im Disneyland Resort in Kalifornien eine Nachbildung des Matterhorns im Massstab 1:100 eröffnet.

Seit 2007 steht eine 5,98 Meter grosse Nachbildung des Matterhorns im Miniatur Wunderland in Hamburgs Speicherstadt.

1911 bestieg der deutsche Chemiker Otto Hahn, der spätere Entdecker der Kernspaltung und Nobelpreisträger, das Matterhorn und feierte auf dem Gipfel die erfolgreiche industrielle Herstellung des Radiums 228 (Mesothorium I), das er bereits 1907 in Berlin entdeckt hatte.[21]

Eine 1890 erstmals projektierte Matterhornbahn sollte in Fortsetzung der Visp-Zermatt-Bahn (Eröffnung 1891) von Zermatt aus ins Zentrum der Walliser Alpen führen – ein Zweig auf den Gornergrat (3135 m ü. M.), der andere auf das Matterhorn. Im Gegensatz zur Gornergratbahn, deren Eröffnung am 20. August 1898 gefeiert werden konnte, wurde die Matterhornbahn nie realisiert.

1950 plante Graf Dino Lora Totino eine Seilbahn von Cervinia zum Gipfel des Matterhorns. Daraufhin richtete das Alpine Museum in Zermatt einen Einspruch mit 90'000 Unterschriften an die italienische Regierung, die dem Protest stattgab und das Matterhorn zum schützenswerten Naturwunder erklärte.[22]

1988 geriet Reinhold Messner bei seiner Besteigung in Rage, als er hoch oben in der Matterhorn-Wand plötzlich einen von Art Furrer geführten Kiosk mit Souvenirs und Klatschpresse vorfand, und drohte, sich beim «Bürgermeister» zu beschweren.[23] Die Aktion war Teil der Sendung Verstehen Sie Spass? und gilt als eine der besten Episoden.[24][25]

2012 bestieg Miss Schweiz Linda Fäh, begleitet von ihrer Freundin Lorena Oliveri, zwei Bergführern und einem Kamerateam, den Gipfel. Die damals 24-jährige hatte 2009 im Rahmen der Miss-Schweiz-Wahl den berühmtesten Berg der Schweiz nicht erkannt und verstand die Aktion als Wiedergutmachung.[26]

2014 veranstaltete der Milliardär Richard Branson das Charity-Event Virgin Strive Challenge per Fahrrad, Kanu und zu Fuss von London bis aufs Matterhorn. Sein Sohn Sam erreichte, begleitet von zwei Bergführern, mit stechenden Kopfschmerzen und vollkommen desorientiert den Gipfel und musste per Helikopter zu Tal geflogen werden. «Virgin»-Gründer Branson beobachtete die Ereignisse aus einem Helikopter.[27]

2017 warb die Nürnberger Ortsgruppe der Partei Alternative für Deutschland im deutschen Bundestagswahlkampf 2017 für eine bessere Ärzteversorgung im ländlichen Raum mit einem Internet-Wahlplakat, auf dem das Matterhorn zu sehen war, mit dem Spruch: Hol dir dein Land zurück.[28]

Von März 2018 bis Oktober 2019 hing im 100 Meter hohen Luftraum des Gasometers in Oberhausen eine Nachbildung des Matterhorns kopfüber von der Decke und wurde von mehreren Beamern mithilfe einer 3D-Projektion in Szene gesetzt.[29]


Text: Wikipedia

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