Meilenstein (Bad Wilsnack)

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Kilometerstein Perleberg - Bad Wilsnack

Meilensteine in Brandenburg

Der Dreißigjährige Krieg brachte Wirtschaft und Handel im Lebuser Land zum Erliegen. Die Wege verfielen und wuchsen zu, daher ließ der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Jahre 1646 eine neue Post- und Handelslinie einrichten. Ihr Verlauf entsprach bereits in großen Teilen dem Verlauf der heutigen Bundesstraße 1 in Brandenburg. Sie führte von Kleve im Rheinland (ab 1614 zu Brandenburg gehörig), über Berlin, durch das Lebuser Land, nach Küstrin, durch das damalige Königreich Polen nach Königsberg (Preußen) im damaligen Herzogtum Preußen (1618 zu Brandenburg), heute Kaliningrad, Russland. Eine weitere Postlinie von Berlin durch das Lebuser Land über Frankfurt (Oder) bis in den österreichischen Teil Schlesiens war ab etwa 1660 verfügbar. Ihrem Verlauf folgte später in weiten Teilen die Reichsstraße 5, heute mit einigen Veränderungen die Bundesstraße 5. Der alte Handelsweg nach Küstrin von Frankfurt (Oder) über Lebus stellte um 1670 vermutlich eine Querverbindung dar. Für diese unbefestigten Wege wurden auf Befehl des Kurfürsten Friedrich III., dem späteren Friedrich I., König von Preußen um 1698 die ersten Wegweiser an den Wegkreuzungen errichtet. Sie sollten zierlich sein, als weisender bloßer Arm eines römischen Kriegers, aus Holz geschnitten und an einem EichenpfahI befestigt. Dieser Pfahl wurde mit gelber Farbe gestrichen, ab 1704 blau-weiß-orange, nach dem Siebenjährigen Krieg in den preußischen Landesfarben schwarz-weiß, zusätzlich war er mit Entfernungsangaben versehen.

Erste Meilensäulen an der Straße zwischen Berlin und den beiden Residenzen Oranienburg und Potsdam sind ebenfalls aus dieser Zeit bekannt. Auf einer Zeichnung des Architekten Christian Eltester (1671-1700) von 1699, sieht man einen Stein mit lateinischer Inschrift: „ab urbe lapis II M passus distat“, auf Deutsch etwa: „von der Stadt (ist) der Stein zwei Meilen entfernt“. Oben ist eine Krone mit den Initialen „F3“ für „Friedrich III.“ aufgesetzt. Die „II M“(eilen) beziehen sich demnach auf einen Stein bei Zehlendorf. Einen weiteren Stein beschreibt Horvath 1798 auch für Potsdam: „Neben dem neuen Obelisk vor der langen Brücke stehet der von Churfürst Friedrich III. gesetzte kleinere Meilenstein: Auf welchem eingehauen ist Vierter Stein vier Meilen von Berlin 1700, auf der Morgen- und Abendseite siehet man den Namenszug, und darüber den Churhut“.

„Der Schöneberger Meilenstein, der an der Ecke der Wieland-Strasse in dem Friedenauer Ortsteile von Schöneberg stand, hat bei der Regulierung der alten Provinzial-Chaussee entfernt werden müssen. Bei dieser Gelegenheit ist er total vernichtet worden, weil niemand an seinen historischen Wert gedacht hat. Dieser Meilenstein ist von König Friedrich Wilhelm III. errichtet worden. Der König, der seine Fahrten von Berlin nach Potsdam zu Wagen zurücklegte und dies auch dann noch that, als 1837 die Potsdamer Bahn im Betriebe war, liess auf der Potsdamer Chaussee drei Meilensteine errichten. Der erste war der jetzt abgerissene, der zweite steht heute noch in Zehlendorf, während der dritte, ebenfalls noch vorhandene sich hinter Wannsee befindet. Diese Meilensteine erheben sich auf einem Unterbau von Granit in Gestalt einer hohen Säule, die von einer Kugel aus Metall mit blinkender Spitze gekrönt wird. An der Vorderseite steht in lateinischen Ziffern und Lettern 1, II, bezw. III Meilen von Berlin. Die Entfernung der Meilenzahl ist vom Dönhoffplatz bemessen worden, wo früher ein grosser Obelisk den Ausgangs-Meilenstein an der Stelle bezeichnete, wo heute das Stein-Denkmal steht.“

– „Brandenburgia“. Monatsblatt der Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg zu Berlin. Unter Mitwirkung des Märkisches Provinzial-Museums, IX. Jahrgahng 1900/1901; P. Stankiewicz´ Buchdruckerei Berlin 1901, S.126

Im Zuge der Erweiterung des Verkehrsnetzes und der Befestigung der Straßen wurden ab 1800 die Poststraßen zur besseren Errechnung der Gebühren vermessen und planmäßig angelegt. Die nun über längere Strecken geradlinig verlaufenden und befestigten Straßen, „Kunststraßen“, „Steinstraßen“ oder „Chausseen“ genannt, erhielten zur Orientierung über die Entfernungen und zur Einhaltung der vorgegebenen Wegezeiten für die Reit- und Fahrpost entsprechende Markierungen in Form von Meilensteinen. Die preußische Meile hatte eine Länge von 7,532 km. Der Nullpunkt der Vermessung aller preußischen Poststraßen in Berlin befand sich am alten Leipziger Tor in der Nähe des Dönhoffplatzes. Im Jahre 1979 wurde am Dönhoffplatz, in der Leipziger Straße, die halbkreisförmigien Spittelkolonnaden wiederhergestellt und in ihrem Zentrum die Nachbildung einer Postmeilensäule errichtet, welche 1730 als steinerner Obelisk („Meilenzeiger“) den Beginn der Entfernungsangabe nach Potsdam markierte, hier war die „Meile Null“ der Reichsstraße 1. Der Standort befindet sich wenige Meter vom ursprünglichen Aufstellplatz entfernt. Als Standort des Nullpunkts der Vermessung aller preußischen Poststraßen in Berlin werden auch andere Stadttore, das Schloss (bzw. die Adlersäule vor dem Schloss) und die Fahnenstange am Rathaus vermutet.

Während die kursächsischen Postmeilensäulen und -steine bis auf geringfügige Abweichungen annähernd gleich sind, gab es in Preußen im Laufe der Zeit unterschiedlichste Formen. Im Lebuser Land sind es zwei Varianten:

An der Kunststraße Berlin - Müncheberg - Frankfurt (Oder) wurden um 1802 in im Abstand von jeweils einer Meile Rundsockelsteine von etwa 0,85 m Höhe mit der eingemeißelten Entfernung „...MEILEN BIS BERLIN" aufgestellt. Erhalten ist z.B. der Meilenstein in Georgenthal (Falkenhagen). Auf ihm steht IX Meilen bis Berlin. Dazwischen standen 1/2-Meilensteine und rechteckige 1/4-Meilensteine. Erhalten ist z.B. der 1/4-Meilenstein bei Arensdorf. Die Chaussee Müncheberg - Seelow - Kietz - Küstrin wurde in den Jahren 1817 bis 1819 ausgebaut und erhielt gusseisernen Meilenoblisken. Die erste Meilensäule hatte ihren Standort in Müncheberg an der Gabelung der heutigen B 1 und B 5. Die mehrfach abgestufte etwa 2,80 m hohe Meilensäule zeigte auf den in Fahrtrichtung liegenden Flächen das Relief eines an Schleife und Band hängenden Posthorns. Die 1/4- und 1/2-Meilensteine waren glockenförmig, mit elliptischen Querschnitt und wurdend aus Sandstein gefertigt. Die 1/2-Meilensteine waren etwa 1,22 m hoch, die 1/4-Meilensteine etwa 0,92 m. Die Bezeichnung wurde im oberen Bereich eingemeißelt, darunter als Relief eine vierblättrige Rosette.

In den Gebieten der jetzigen Landkreise Potsdam-Mittelmark und Elbe-Elster, die vor 1815 zu Sachsen gehörten, stehen in den Städten Bad Belzig, Niemegk, Brück, Uebigau, Wahrenbrück, Bad Liebenwerda und Elsterwerda ebenfalls Kursächsische Postmeilensäulen.

Nach der Einführung des metrischen Systems im Jahre 1873 wurden viele Meilensteine auf Kilometer-Entfernungen umgesetzt und befinden sich daher nicht mehr an ihrem ursprünglichen Standort.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Yoursmile

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