Nikos Kazantzakis (Wohnhaus)

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Grabmal Nikos Kazantzakis (Kreta)

Nikos Kazantzakis (griechisch Νίκος Καζαντζάκης) (* 18. Februar (jul.)/ 2. März 1883 (greg.) in Iraklio, Kreta, Osmanisches Reich; † 26. Oktober 1957 in Freiburg im Breisgau) war einer der bedeutendsten griechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.


Leben

Jugend, Studium, Heirat

Nikos Kazantzakis wuchs als Sohn eines Kaufmanns in einfachen Verhältnissen in der Stadt Megalo Kastro – dem heutigen Iraklio im damals osmanisch besetzten Kreta – auf. Sein Vater kämpfte gegen die türkischen Besatzer. Seine Mutter stammte aus einer Familie von Bauern. Von 1902 bis 1906 studierte er in Athen Rechtswissenschaften. Bereits damals entstanden seine ersten Werke. Mit dem Roman Der Tag bricht an – erschienen 1907 – wurde Kazantzakis in ganz Griechenland bekannt. Nachdem er das Studium in Athen mit der Note "sehr gut" abgeschlossen hatte, erlaubte ihm sein strenger Vater drei Monate durch Griechenland zu reisen, ein Erlebnis, welches den Autoren nachhaltig prägte. 1907 begab er sich nach Paris, um am Collège de France Staatswissenschaften bei Henri Bergson zu studieren, den er später als einen seiner wichtigsten Lehrer bezeichnete. In dieser Zeit entstanden weitere Romane, Dramen und philosophische Texte. Kazantzakis schloss sein Studium mit einer Dissertation über Friedrich Nietzsche, der für ihn insbesondere wegen seines unbeugsamen Freigeistes zu einem Vorbild wurde, ab und kehrte 1909 nach Griechenland zurück. Dort lernte er die junge Intellektuelle Galatea Alexiou kennen, die er 1911 heiratete. Die Ehe scheiterte; 1926 ließ sich das Paar scheiden.


Wanderjahre

Nun begann eine unstete Phase in Kazantzakis’ Leben. Er bereiste unter anderem Griechenland, Deutschland, Österreich, die Schweiz, Russland, China, Japan, Italien, Ägypten, Palästina und Spanien. In einigen dieser Länder ließ er sich für kurze Zeit nieder (z. B. in Berlin von 1920 bis 1923). Er arbeitete als Journalist, Auslandskorrespondent, Übersetzer und Autor. Von 1916 bis 1917 versuchte er sich mit Hilfe seines Freundes Georgios Sorbas, den er kurz zuvor auf dem Heiligen Berg Athos kennengelernt hatte, als Pächter eines Bergwerks im Dorf Prastova auf der Halbinsel Mani im Süden der Peloponnes. Das Projekt scheiterte, lieferte ihm aber 30 Jahre später die Vorlage für seinen bekanntesten Roman, Alexis Sorbas, in dem er seinem Freund Georgios ein literarisches Denkmal setzte.

Nach dem Scheitern der Bergbaupläne engagierte sich Kazantzakis in der griechischen Politik. Einige Monate lang war er Generaldirektor des Ministeriums für Soziales unter Venizelos (1919/20). Im Jahr 1922 organisierte er die Repatriierung von 150.000 der sogenannten Pontos-Griechen aus dem Kaukasus ins Mutterland. Dabei begleitet ihn wieder Georgios Sorbas. In dieser Phase seines Lebens entstanden wichtige Übersetzungen (Dantes Göttliche Komödie, Goethes Faust), das Werk Askitiki (Asketik) und viele Reiseberichte. Immer wieder bereiste Kazantzakis die Sowjetunion. Er begeisterte sich für die Ideen des Kommunismus und des Sozialismus, schrieb Drehbücher, Essays und Artikel in der Prawda. Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde Kazantzakis in Griechenland sogar kurzfristig verhaftet. Nach einiger Zeit wandte er sich jedoch enttäuscht vom Kommunismus ab. Kazantzakis hat sich in seinem Leben für viele Ideale leidenschaftlich eingesetzt. Doch schließlich sagte er selbst: „Ich war ein Küfer, ein Anwalt der Katharévousa, ein Nationalist, ein Anwalt der Dimotikí, ein Intellektueller, ein Poet, ein religiöser Fanatiker, ein Atheist, ein Ästhet – und nichts davon kann mich je wieder täuschen.“

Von 1928 bis 1932 lebte er mehrere Monate im kleinen erzgebirgischen Ort Försterhäuser in der Tschechoslowakei, um in Ruhe arbeiten zu können und sich inspirieren zu lassen.


Letzte Jahre

Im Jahr 1936 fand Kazantzakis zum ersten Mal eine Heimat: Er ließ sich auf der Insel Ägina nieder. Hier lebte er mit seiner neuen, langjährigen Weggefährtin Eleni Samiou zusammen, die er 1945 heiratete. Auf Ägina begann eine sehr produktive Zeit. Kazantzakis beendete eines seiner Hauptwerke, die Odyssee, begann mit der Niederschrift von Alexis Sorbas, Die letzte Versuchung Christi, Freiheit oder Tod und arbeitete an seinem Werk über Buddha. Außerdem war er weiter in der Politik aktiv, unternahm Reisen und arbeitete ein Jahr lang für die UNESCO.

1945 beauftragte ihn die griechische Regierung, Kriegsverbrechen der deutschen Besatzungsmacht auf Kreta zu untersuchen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden 1983 von der Gemeinde Iraklio unter dem Titel Bericht des zentralen Ausschusses zur Feststellung von Kriegsverbrechen auf Kreta (Έκθεσις της Κεντρικής Επιτροπής Διαπιστώσεως Ωμοτήτων εν Κρήτη) veröffentlicht. Kazantzakis’ Grabmal auf einer Zitadelle in Iraklio

Kazantzakis’ letzten zehn Lebensjahre waren von seiner Arbeit als Schriftsteller geprägt, von der er erst leben konnte, nachdem 1946 Alexis Sorbas erschienen war. 1948 zog er mit seiner Frau Eleni nach Antibes. In den nächsten Jahren erschienen Die letzte Versuchung Christi und Griechische Passion, als Oper 1958 von dem tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů komponiert. Die katholische und die orthodoxe Kirche verurteilten Kazantzakis aufgrund der Bücher und der darin bestehenden Auslegungen des Lebens Christi und der kritischen Darstellung der großen Kirchen. Der Papst setzte Die letzte Versuchung Christi auf den Index der verbotenen Bücher (1954). Dies machte Kazantzakis endgültig weltbekannt.

Im Jahr 1953 wurde bei Nikos Kazantzakis Leukämie diagnostiziert. In den Jahren, die ihm blieben, beendete er die Werke Kapitän Michalis, den autobiografischen Roman Rechenschaft vor El Greco sowie Mein Franz von Assisi. Am 28. Juni 1956 verlieh ihm der Weltfriedensrat in Wien den Internationalen Friedenspreis für das Jahr 1955. „Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei.“

Nach einer Reise nach China starb Kazantzakis 1957, von seiner Krebserkrankung geschwächt, in der Universitätsklinik Freiburg an einer zu spät therapierten asiatischen Grippe. Sein Grab befindet sich auf der südlichen Martinengo-Bastion der venezianischen Stadtmauer von Iraklio. Die Grabinschrift lautet:

„Δεν ελπίζω τίποτα. Δε φοβούμαι τίποτα. Είμαι λέφτερος.“

(„Den elpízo típota. De fovoúme típota. Íme léfteros. –

Ich erhoffe nichts. Ich fürchte nichts. Ich bin frei.“)


Werke

Nikos Kazantzakis ist vor allem durch seine Romane bekannt. Seine zentralen Themen sind die Türkenherrschaft auf Kreta, Religion und Heuchelei, die animalische Vitalität des Lebens und die Frage nach dem Sinn des Lebens. Es finden sich immer wieder starke Vaterfiguren in Kazantzakis’ Büchern. Insbesondere „Kapitan Michalis“ ist eine Hommage an seinen eigenen Vater. In vielen Büchern wird die schwierige Beziehung von Vätern und ihren Söhnen beschrieben. Andere wichtige Figuren sind die lebensfrohen, vitalen Menschen wie „Alexis Sorbas“ oder der „Hirtenjunge Nikolios“. Denen gegenüber stehen die innerlich zerrissenen Personen wie der Erzähler in Alexis Sorbas oder sein „Jesus von Nazareth“ in Die letzte Versuchung Christi, die erst nach langem Kampf zu sich selber finden.


Eine Auswahl:


1927 Askitiki, Askese = Salvatores Dei, dt. von Argyris Sfountouris, Zürich: Arche 1973.

1938 Odyssee: ein modernes Epos, dt. von Gustav A. Conradi, München: Desch 1973.

1946 Βίος και πολιτεία του Αλέξη Ζορμπά, Vios ke politia tou Alexi Zorba (Alexis Sorbas. Abenteuer auf Kreta, dt. von Alexander Steinmetz, 1952.)

1948 Ο Χριστός ξανασταυρώνεται, O Christos xanastavronete (Griechische Passion, dt. von Werner Krebs, Berlin: Herbig 1951)

1949 Οι αδερφοφάδες, I aderfofades (Brudermörder, dt. von Chlodwig Plehn, München, Berlin, Wien: Herbig 1969)

1950 Ο καπετάν Μιχάλης, O kapetan Michalis (Freiheit oder Tod, dt. von Hellmut von den Steinen, Berlin: Herbig 1954,Kapitän Michalis, gleiche Übersetzung, Berlin(Ost): Volk und Welt 1973)

1951 Ο τελευταίος πειρασμός, O telefteos pirasmos (Die letzte Versuchung, dt. von Werner Krebs, Berlin: Herbig 1952)

1954 Ο Φτωχούλης του Θεού, O ftochoulis tou theou (Mein Franz von Assisi, dt. von Hellmut von den Steinen, Hamburg: Wegner 1956)

1961 Αναφορά στον Γκρέκο, Anafora ston Greko (Rechenschaft vor El Greco, dt. von Isidora Rosenthal-Kamarinea, Berlin: Herbig 1978)


Adresse: Unter den Eichen 63 (Lichterfelde)



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Hartmut Riehm

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