Otto Reutter
Otto Reutter (* 24. April 1870 in Gardelegen; † 3. März 1931 in Düsseldorf; eigentlich Otto Pfützenreuter) war ein deutscher Sänger, Verfasser von Liedern und Komiker.
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Leben
Als Sohn von Andreas Pfützenreuter (1843–1899), einem Handlungsreisenden, der beim Militär bei den Ulanen diente, stammte er väterlicherseits aus einer katholischen Familie aus dem Eichsfeld, mütterlicherseits aus der Altmark. Reutter besuchte die katholische Volksschule in Gardelegen und absolvierte von 1884 bis 1887 eine Lehre als kaufmännischer Gehilfe in Gardelegen, Worbis und Lychen. Im Sommer 1887 war er Statist in „Fröbels Sommertheater“ in Berlin. Ein erster großer Erfolg war der 1898 im amerikanischen Musikverlag The B.F.Wood Music Company Boston erschienene Schlager „Ich bin eine Witwe (Lied und Rheinländer)“ mit Musik von Wilhelm Aletter.
In der Zeit des Ersten Weltkrieges produzierte Reutter ab 1915 im angemieteten „Palasttheater am Zoo“ in Berlin sogenannte „Kriegsrevuen“, ab Ende 1916 sang er eher Lieder, in denen das Geschehen und die allgemeine Meinung teilweise kritisch als humorvoll dargestellt wurde. So erzählt das Lied Ich möcht’ erwachen beim Sonnenschein eher melancholisch, teilweise sogar sehr traurig über die allgemeine Stimmung in der Nachkriegszeit und Reutters Verlust seines Sohnes Otto Reutter jun. (geb. 1896) in der Schlacht um Verdun im Mai 1916.
In den 1920er Jahren trat Otto Reutter mit jenen Couplets vor allem im Wintergarten auf, die heute noch bekannt sind und die u. a. von Peter Frankenfeld, Robert Kreis und anderen Interpreten vorgetragen und umgesetzt wurden. Insgesamt soll er über 1000 Couplets verfasst haben. Nachgewiesen sind rund 400 Couplets, die in diversen Schallplatten-Aufnahmen und Notendrucken erhalten sind. Reutters Couplets wurden häufig auch von anderen Humoristen, wie Gustav Schönwald oder Armin Berg vorgetragen. Hiervon gibt es ebenfalls Schallplatten-Aufnahmen. Die Schallplattenaufnahmen von Otto Reutter wurden teilweise von einem Orchester begleitet (Grammophon-Studioorchester unter der Leitung von Bruno Seidler-Winkler, später vom Paul-Godwin-Ensemble unter Leitung von Paul Godwin), teilweise hatte er eine Klavierbegleitung.
Otto Reutter betätigte sich auch als Schauspieler. So spielte er 1912 in zwei Kurzfilmen mit, Otto heiratet und Otto als Dienstmann. Möglicherweise war er auch an den Filmen Otto, der Kinostar und der Dackel und Otto hat Pech beteiligt, diese Filme weisen aber außer im Titel nicht auf Otto Reutter als Mitwirkenden hin. Von den vier Filmen existieren keine Exemplare mehr, lediglich drei Standbilder sollen erhalten sein. Er spielte außerdem in verschiedenen Filmen als Statist mit, unter anderem in einem Film über den Hauptmann von Köpenick.
In seinen Couplets sah er nicht nur gesellschaftliche Ereignisse voraus, sie spendeten auch Trost in Zeiten der Entbehrung. Allerdings folgten seine Couplets immer dem jeweiligen Zeitgeschmack und den Tagesereignissen. Man lachte mit der Menge des Volkes über den Erbfeind, über den Reichstag, über das Wunderpferd Hans, über die Gewerkschaft, über die Frau. Reutter forderte in einem Couplet der 1920er Jahre sogar einen neuen starken Führer, damit es vorwärts gehen sollte – wenngleich er sich sicher dabei nicht einen Adolf Hitler vorstellte. Seine Couplets zeigen somit den damaligen Zeitgeist recht eindrucksvoll. Auch sein heute noch wohl bekanntestes Couplet, Der Überzieher, stammt aus dieser Zeit. (Seh ich weg – von dem Fleck / Ist der Überzieher weg!)
Werke (Auswahl)
Aber der Mann
Aber jlücklich macht det nicht
Aber keiner fängt an
Ach, machen ’se das nochmal
Ach wie fein (wird’s in 100 Jahren sein) (um 1900)
Das Hirschfeldlied (1908)
Der Kriegsgewinnler (1919)
Alles wegn de Leut (1926)
Berlin ist ja so jroß
Bevor de sterbst
Das ist so einfach und man denkt nicht dran (1925)
Der Blusenkauf
Der gewissenhafte Maurer (1920)
Der Überzieher (1925)
Die Liebesgabenkiste
Die ganze Geschicht’, die lohnt sich nicht
Ein Sachse ist immer dabei (1930)
Einmal im Jahr
Es geht vorwärts
Es ist nichts Halbes, es ist nichts Ganzes
Es geht mir in jeder Hinsicht immer besser
Gräme dich nicht
Gründ’n wir ’ne GmbH
Herr Neureich
Ich bin ein Optimiste
Ich bin eine Witwe (1898)
Ich kann das Tempo nicht vertragen
Ick wunder mir über jarnischt mehr
In fünfzig Jahren ist alles vorbei (1920)
Ist das nicht komisch
Kinder, Kinder, sorgt für Kinder
Laß dir bloß die Nase ändern
Laß sie hungern
Man sagt
Man wird ja so bescheiden
Mit der Uhr in der Hand
Na, nun tun Se mal nicht so
Nun grade nicht
Nun weißt du Bescheid
Nehm Se ’n Alten (1926)
Mir hab’n se als jeheilt entlassen (1928)
Phantasie ist jederzeit schöner als die Wirklichkeit
Sei gescheit
Sei modern
Sei nicht blöd
Und dadurch gleicht sich alles wieder aus (1928)
Und so kommen wir aus der Freude gar nicht raus (1930)
Was ich nicht weiß
Widewitt bumbum
Wie reizend sind die Frauen
Wir fang’n noch mal von vorne an (1925)
Zwanzig Jahre später
Adresse: Bregenzer Straße 5 (Berlin-Wilmersdorf)
Text: Wikipedia
Bild: Wikipedia/Bundesarchiv, Bild 183-S70565 / CC-BY-SA
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