Reichsabtei St. Maximin

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Westfront der Klosterkirche

Die Reichsabtei St. Maximin (Lat. Abbatia Sancti Maximini (um 1000) oder Imperialis et exempta abbatia Sancti Maximini (17. Jh.) u.ä.) war das größte und einflussreichste der vier früheren Benediktinerklöster in Trier und eines der ältesten Klöster Westeuropas. Erhalten sind von der Bausubstanz noch das Eingangsportal des Klosters und die Kirche aus dem 17. Jahrhundert, die heute als Sporthalle einer katholischen Privatschule und als Konzertraum genutzt wird.

Unter der Kirche ist für Gruppenführungen ein antikes Gräberfeld mit über 1000 Sarkophagen zugänglich.


Geschichte

Das Kloster wurde der Legende nach durch den Bischof Maximin von Trier im 4. Jahrhundert gegründet. Nachdem Bischof Maximin während einer Reise von Konstantinopel nach Poitiers 346 starb, wurden 353 durch seinen Nachfolger seine Gebeine nach Trier überführt. Die Klosterkirche war zunächst eine Johanneskirche und wurde später nach dem Gründer umbenannt.

Als gesichert gilt, dass im 4. Jahrhundert auf dem nördlichen Gräberfeld des römischen Trier (siehe Augusta Treverorum) ein christliches Grabgebäude erbaut wurde. An der Grabstätte wurde im 6. Jahrhundert eine Benediktinerabtei gegründet, die später zur Reichsabtei wurde.

Das Kloster wurde am 5. April 882 durch die Normannen zerstört. 899 zog sich Regino von Prüm, vorher Abt des Klosters Prüm in das Kloster St. Maximin in Trier zurück. 909 wurde Eberhard von Franken Laienabt des Klosters. 937 wurde von St. Maximin aus das Mauritiuskloster in Magdeburg besiedelt. In den Jahren 942 bis 952 erfolgte unter Abt Hugo der Wiederaufbau der 933 eingestürzten alten Kirche.

Vom 10. bis Mitte des 12. Jahrhunderts waren die Grafen von Luxemburg Vögte der Abtei, unter anderen:

Siegfried I. († 28. Oktober 998)

Heinrich IV. (* 1112; † 14. August 1196 in Echternach)


Der Versuch Adalberon von Munsterols, die reichsunmittelbare Abtei St. Maximin unter seine Jurisdiktion zu beugen, misslang. 1140 gewährte der Papst den Mönchen eine Bestätigung ihrer Exemption. Im 13. Jahrhundert erfolgte nach einem Brand der Wiederaufbau nach dem alten Grundriss.

Die Reichsunmittelbarkeit des Klosters war lange umstritten und wurde durch Kurtrier (das politische Herrschaftsgebiet des Erzbischofs von Trier) angefochten. 1669 unterwarfen sich Abt und Konvent endgültig unter Verzicht auf die Reichsunmittelbarkeit der kurtrierischen Landeshoheit.

Aufgrund der langen Auseinandersetzung über die Reichsunmittelbarkeit und der damit zusammenhängenden unklaren Herrschaftsrechte sind aus dieser Zeit viele Quellen „als konkrete Beweismittel für ausgeübte Herrschaftspraxis eher erhalten [geblieben] als in in [sic] Gebieten mit unbestrittenen Hoheits- und Gerichtsrechten.“ Davon hat etwa die Forschung über Hexenprozesse im Trierer Land profitiert: Aus St. Maximin liegen noch ca. 250 vollständige Prozessakten und mehrere Fragmente von Hexenprozessen sowie Listen über Besagungen (Anzeige anderer Hexen unter Folter) und Hinrichtungen vor, die für das Gebiet von St. Maximin eine zeitweilig „gut organisierte Hexenjagd“ belegen, wohingegen in Kurtrier fast alle Akten vernichtet worden sind.

1674 wurde das Kloster von französischen Truppen wiederum völlig zerstört. Unter Abt Alexander Henn wurde es in den Jahren 1680 bis 1684 vom Baumeister Hans N. Kuckeisen unter Erhalt gotischer Formen ein weiteres Mal neu aufgebaut. Der Aufbau wurde finanziert über Darlehen von Privatleuten. So ist zum Beispiel überliefert, dass Philipp Dictius-Dixen, Fährmann zu Schweich, 1674 dem Kloster St. Maximin 256 Reichstaler, später nochmals 200 Reichstaler, für den Wiederaufbau der Abteikirche lieh. Die Rückzahlung erfolgte erst 70 Jahre später an die Erben.


Historisches Eigentum der Abtei in der Umgebung

Zahlreiche Urkunden dokumentieren die Entwicklung der Besitzungen der Abtei in der Umgebung (in Klammern Ersterwähnung): Weimerskirch (723 von Karl Martell dem Kloster geschenkt), Laubuseschbach, Kenn (beide 893 von Arnulf von Kärnten dem Kloster als Hofgut geschenkt), Guntersblum (897 von Zwentibold als Besitz des Klosters bestätigt), Mamer (960 dem Kloster geschenkt), Norheim (962 im Tausch), Tiefenthal (Rheinhessen) (1051), Uhler (1200; in der Urkunde der Reichsabtei als owilre erwähnt), Hosten (frühes 13. Jahrhundert), Burg Rittersdorf (1263 als Besitz der Abtei), Kretz (1273), Dankerath (1276).


Nutzung seit der Säkularisation

Nach der Säkularisation des Klosters 1802 wurde der Bau umgestaltet und als Kaserne (Maximinkaserne), Garnisonkirche, Gefängnis und Schule genutzt. Seit 1871 waren Teile des 7. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 69 dort in Garnison, andere Teile lagen disloziert in der Agneten-, Goeben- und in der Palastkaserne. Ab 1876 wurde das Hauptgebäude zur Garnisonskirche. 1899 belegte das Feld-Artillerie-Regiment Nr. 44, auch Triersches Feldartillerie-Regiment Nr. 44 genannt, einen Teil des Gebäudes. Nach der kurzzeitigen Belegung durch Einheiten des amerikanischen Expeditionskorps in Europa (American Expeditionary Forces, Europe), übernahmen die Franzosen 1919 die Kaserne und benannten sie um in „Quartier Verdun“. Das französische 41. Artillerie-Regiment (41° Régiment d'artillerie de Champagne, 41° RAC) lag dort bis zum 31. Dezember 1928 in Garnison. Im östlichen Teil des ehemaligen Kirchenschiffes richteten die Franzosen eine Garnisonskirche ein. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude kurzzeitig durch die Wehrmacht mit dem Infanterie-Regiment 125 belegt und die Abteibauten wurden in Folge von Bombenangriffen zerstört.

1953 wurde bei Ausschachtungen für das Trierer Versorgungsamt im Süden des Kirchbaus ein kleiner, rechteckiger Grabbau mit Apsis (11,7 x 4,7 Meter) entdeckt und vom Rheinischen Landesmuseum Trier freigelegt. An dem Gebäude konnten mehrere Bau- und Belegungsphasen aus römischer bis frühmittelalterlicher Zeit nachgewiesen werden. Ein Teil des Fundes konnte mit drei Sarkophagen im Keller des Versorgungsamtes konserviert werden.

1979 bis 1995 wurde die Kirche St. Maximin zu einer Turn- und Festhalle umgestaltet; nach Plänen von Gottfried Böhm wurden Stahlkonstruktionen mit Netzen als bewegliche Raumteiler eingezogen, der ursprüngliche Sakralraum in seinen Formen jedoch belassen. Der entstandene Konzertraum mit ca. 1200 Plätzen, in dem in unregelmäßigem Turnus Konzerte stattfinden, ist für seine hervorragende Akustik bekannt. Die Halle ist außerdem bei schlechtem Wetter Ausweich-Spielort der Antikenfestspiele.

1983 zog die Kath. Konstantin Hauptschule Trier in die Gebäude neben der ehemaligen Abteikirche. 1996 wurde die Schule aufgrund des Standorts in Privatschule St. Maximin. Hauptschule in Trägerschaft des Bistums Trier umbenannt. Die Schule hat etwa 450 Schüler und bietet ein 10. Schuljahr zur Erlangung des qualifizierten Sekundarabschlusses an.

Seit mehreren Jahren kann das unter St. Maximin entdeckte Gräberfeld besichtigt werden: Über 1000, meist schlichte Sarkophage liegen hier, die ältesten stammen aus dem 2. Jahrhundert. Eine kleine Anzahl der Sarkophage steht unter den Grundmauern der heutigen Kirche und stützt damit seit Jahrhunderten den aktuellen Bau. In einigen Sarkophagen wurden Schmuck und zum Teil auch menschliche Reste gefunden; manche von ihnen werden noch heute von Restauratoren und unter Zuhilfenahme moderner Technik ausgewertet. Gruppenführungen durch das Gräberfeld werden auf Anfrage vom Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum durchgeführt.

Die Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion (ADD) hat im Frühjahr 2010 einen Erweiterungsbau für das Amt für soziale Angelegenheiten (AsA) in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Abteikirche St. Maximin genehmigt.



Text: Wikipedia

Bild: Wikipedia/Berthold Werner

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