Ruhland

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Ruhland (sorbisch: Rólany) ist eine Kleinstadt im Landkreis Oberspreewald-Lausitz im Süden des Landes Brandenburg.

Reklamemarken und Siegelmarken

Verzeichnis der sortierten Reklamemarken und Siegelmarken mit einem Bezug zu Ruhland.

Geschichte

Vom 14. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg Ruhland wurde als Fischerdorf gegründet und war schon vor 1200 Kirchdorf. Urnenfunde lassen auf eine Besiedlung bereits am Ende der Jungsteinzeit schließen (ca. 2500 v. Chr.). Im Jahre 1317 wurde der Ort als Rulant erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort kam 1319 mit dem Wechsel der Oberlausitz von der Markgrafschaft Brandenburg zu Böhmen.[3] 1332 wurde die Kaupenburg erstmals in einem Kaufvertrag als „Schloß Rulant“ genannt.[3] Im Jahre 1397 wurde Ruhland in einer Urkunde König Wenzels IV. von Böhmen erstmals als Stadt genannt.[4] Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Ruhland Grenz- und Zollstation zwischen der Oberlausitz und Kursachsen.

Mehrfach, unter anderem 1542, später im 17. Jahrhundert 1624, 1648 und 1661 wurden zahlreiche Gebäude Ruhlands durch Brände zerstört. Am 22. August 1768 fielen fast alle Gebäude einem weiteren Großbrand zum Opfer: 184 Bürgerhäuser, 60 Scheunen sowie öffentliche Gebäude und die Kirche. 20 Häuser überstanden den Brand.[5] Eines davon existiert heute noch und befindet sich in der Dresdner Straße, auf der Wetterfahne ist das Jahr 1672 angegeben. Der Wiederaufbau 1768–1774 erfolgte nach Plänen von Samuel Locke. Die Kirche wurde in der heutigen Form im Barockstil zwischen 1772 und 1774 neu erbaut. Das Holz für den Turmbau bekam Ruhland von der angrenzenden Gemeinde Zschornegosda (Teil des heutigen Schwarzheide) geschenkt.[5] Am 1. April 1870 wurde Ruhland an die Bahnstrecke Großenhain–Cottbus angebunden und erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Das ansässige Gewerbe, besonders die Fischerei und das Schuhmacherhandwerk, versorgte bis 1900 das Umland. Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Stadt vom nahen Braunkohletagebau geprägt. Veränderte Grundwasserverhältnisse (stärkere Absenkungen, dadurch Zustrom eisenhaltigen Schichtenwassers) führten dazu, dass die am 23. Mai 1914[3] eröffnete Badeanstalt später nur noch als Angelgewässer genutzt werden konnte.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Ruhland wiederholt von alliierten Fliegerverbänden angegriffen. Zuerst geschah dies am 21. Juni 1944 durch 123 B-17 Flying Fortress der 8th Air Force. Die Maschinen hatten als Teil der Operation Frantic das Hydrierwerk der BRABAG in Schwarzheide als Ziel und landeten nach dem Angriff auf Flugfeldern in der UdSSR.[6][7] Am 24. August und am 11. September 1944 folgten jeweils weitere Angriffe als Teil der Luftschlacht über dem Erzgebirge.[8] Ein für den 7. Oktober geplanter Großangriff mit 333 Maschinen der USAAF wurde wegen schlechter Sicht nicht ausgeführt, stattdessen wurden Dresden und Freiberg bombardiert.[9] Das gleiche passierte am 15. Februar 1945, als ein weiterer geplanter Angriff von 459 Flugzeugen auf Ruhland nicht ausgeführt werden konnte und daher Cottbus angegriffen wurde.[10] In der ersten Jahreshälfte 1945 folgten dann noch weitere Angriffe. Insgesamt wurden im Ort 18 Häuser zerstört, 140 Einwohner wurden getötet.

Wechselnde Herrschaften

Seit 1397 war Ruhland im Besitz der Adelsfamilie von Gersdorff. Diese verkaufte 1618 das Schloss Ruhland (Kaupenburg) an einen Gottfried von Wölfersdorff auf Bernsdorf und 1622 den Gutsbesitz (Ruhland, Guteborn, Arnsdorf und Biehlen) an Hans Georg von Hoym. 1783 starb Gotthelf Adolf von Hoym, sein Besitz fiel an seine Tochter Louise-Henriette, Gemahlin Heinrichs XLII., des späteren Fürsten Reuß zu Schleiz.

1849 endete die Gerichtszuständigkeit der Gutsherrn (Patrimonialgerichtsbarkeit). 1880 starb Adelheid zu Reuß-Schleiz, ihr Besitz ging an die Tochter Anna zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda. Nach deren Tod 1902 fiel der Besitz an ihre älteste Tochter, Prinzessin Luise zu Schönburg-Waldenburg, Mutter des letzten Schlossherrn auf Guteborn, Prinz Ulrich, 6. Fürst von Schönburg-Waldenburg.[3]

Die Wappen der Adelsfamilien befinden sich im Wappensaal des Gutshofes und an der Patronatsloge der evangelischen Kirche.

In der DDR Jugendopposition

In den 1960er Jahren erlangte das „Zollhaus“ Ruhland, eine nahe der Autobahnabfahrt gelegene Gaststätte mit Tanzsaal, überregionale Bedeutung für die Entwicklung einer von der herrschenden SED unabhängigen und westlich orientierten Jugendkultur. Die resolute Wirtin Trude Wolf lud auch nach der Leipziger Beatdemo immer wieder von den Genehmigungs-Behörden verbotene bzw. in der DDR unerwünschte Beat-Bands ein, die Tramper aus allen Bezirken der DDR anzogen.[11] Ruhland wurde zu einem „Mekka der Osthippies“.[12] In den 1980er Jahren organisierte der Enkel der Wirtin vor allem Blues-Konzerte, u. a. mit der Kult-Band Monokel.[13]

Schulgarten

Der Biologielehrer Horst Bormann erreichte mit viel Engagement unter Einbeziehung von Schülern im Schulunterricht und in der Freizeit eine Gestaltung des Schulgartens mit Beeten und besonderen Anlagen und Einrichtungen, die als vorbildlich und beispielhaft (1955 Konsultationsgarten und danach Muster-Schulgarten im Kreis Senftenberg, Vorzeigebeispiel im Bezirk Cottbus) galt und über eine Fernseh-Dokumentation in der gesamten DDR bekannt wurde.[3] Dieser Schulgarten musste nach 1990 aufgegeben werden, ein bescheidener Ersatz befindet sich hinter der Turnhalle in der Ortrander Straße.

Seit 1990

Innenstadtsanierung 1993–2015

Vier Jahre nach der politischen Wende beschloss die Stadtverordnetenversammlung die Festlegung des 10 ha großen Sanierungsgebietes „Ruhlander Stadtkern“ mit den Zielen

Stärkung der Rolle des Ortskerns

Verbesserung des Ortsbildes

Verbesserung der Wohnverhältnisse

Erhöhung der Attraktivität des Stadtkerns

Dies geschah dann unter Beratung und Betreuung durch die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK). Mehr als 70 private Gebäude wurden gefördert und der öffentliche Raum komplett saniert.[14]

Verwaltungsgeschichte

Ruhland gehörte bis 1635 zur böhmischen Krone und ging danach mit den Lausitzen an das Kurfürstentum Sachsen über. 1815 kam die Stadt mit der gesamten nördlichen und östlichen Oberlausitz zu Preußen, wo sie zum Kreis Hoyerswerda gehörte – erst in der Provinz Brandenburg (1815–25), dann abwechselnd in den Provinzen Schlesien (1825–1919 und 1938–1941) und Niederschlesien (1919–1938 und 1941–1945). Da der Landkreis westlich der Oder-Neiße-Linie lag, wurde er 1945 Teil der sowjetischen Besatzungszone und in das Land Sachsen eingegliedert. Mit der Verwaltungsreform von 1952 kam Ruhland zum neugegründeten Kreis Senftenberg im DDR-Bezirk Cottbus (1990–1993 im Land Brandenburg). Seit der Kreisreform 1993 liegt die Gemeinde im Landkreis Oberspreewald-Lausitz.


Text: Wikipedia

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