Vasco da Gama

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Dom Vasco da Gama, Graf von Vidigueira (* um 1469 in Sines, Portugal; † 24. Dezember 1524 in Cochin, Indien), war ein portugiesischer Seefahrer und Entdecker des Seewegs um das Kap der Guten Hoffnung nach Indien, das er im Mai 1498 erstmals erreichte, sowie der 2. Vizekönig Portugiesisch-Indiens.

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Biografie

Über die Herkunft des Namens da Gama sind sich Historiker nicht einig. Eine Theorie besagt, dass dieser Name auf den Ritter Lopo Rodrigues de Olhoa zurückgehe, der als Begleiter des portugiesischen Nationalhelden Geraldo sem Pavor bei der Rückeroberung der Stadt Évora von den Mauren im Jahre 1166 von einer zahmen Damhirschkuh (portugiesisch: gama) begleitet worden sei. Vom Spitznamen des Ritters soll Gama später zum Familiennamen seiner Nachkommen geworden sein.

Kindheit und Jugend

Über Vasco da Gamas Kindheit und Jugend und das Leben vor seiner großen Entdeckungsfahrt ist wenig bekannt. Er entstammt dem portugiesischen Adel. Seine Eltern waren Estêvão da Gama (Gouverneur von Sines und Silves) und Isabel Sodré, deren Familie ursprünglich aus England stammte und über gute familiäre Beziehungen zum Orden der Christusritter verfügte. Beide hatten gemeinsam mindestens fünf Kinder, einige Autoren gehen von sieben oder acht aus.

Sein Vater gehörte zum Ritterorden von Santiago und war Komtur von Cercal do Alentejo sowie Verwalter (Alcaide-mor) der Stadt Sines, die ebenfalls dem Santiago-Orden gehörte. Die Familie seines Vaters stammte aus dem südlichen Alentejo, war ursprünglich mit dem Ritterorden von Avis verbunden und wechselte erst später zum Ritterorden von Santiago. Estêvão da Gama gehörte zum Hause des Prinzen Dom Fernando, der auch Großmeister des (portugiesischen) Ordens von Santiago war. Später schloss sich Estêvão da Gama dessen Sohn, Dom Diogo, Herzog von Viseu und Administrator des Ordens der Christusritter, an. Mit beiden kämpfte er in Nordafrika und Kastilien. 1484 wurde Dom Diogo der Verschwörung gegen den König, seinen Onkel Johann II., angeklagt und ermordet, sein Anhang verfolgt.

Der erste historische Beleg für den Lebensweg Vasco da Gamas stammt von 1480. In diesem Jahr trat er in den Ritterorden von Santiago ein. Dies war die Voraussetzung, um später persönliche Einkünfte aus der Verwaltung und Bewirtschaftung von Gütern des Ordens ziehen zu können, bedeutete jedoch nicht automatisch die spätere Weihe zum Priester. Ein Noviziat in den Ritterorden dieser Zeit begann üblicherweise im Alter von 11 oder 12 Jahren, sodass auf das nicht eindeutig belegte Geburtsjahr da Gamas geschlossen werden kann: vermutlich 1468 oder 1469.

1492 beauftragte Johann II. Vasco da Gama mit Vergeltungsmaßnahmen gegen französische Handelsschiffe im Hafen von Setúbal und in Häfen der Algarve, um damit auf die Angriffe französischer Piraten auf portugiesische Schiffe vor der westafrikanischen Küste zu reagieren. 1495 wurde da Gama als Anerkennung für geleistete Dienste zum Komtur der beiden Komtureien des Santiagoordens, Mouguelas und Chouparia, ernannt.

Nominierung Vasco da Gamas

Warum Vasco da Gama als Oberbefehlshaber für die Reise nach Indien ausgewählt wurde, ist nicht endgültig geklärt. Die beiden Zeitgenossen und Chronisten João de Barros und Damião de Góis verweisen darauf, dass er die Nachfolge seines Vaters angetreten habe, der unter Johann II. einer der wichtigsten Verfechter der Suche des Seeweges nach Indien um Afrika herum gewesen sei. Gesichert ist indes, dass da Gama über sehr gute Beziehungen zu dem seit 1495 herrschenden König Manuel I. verfügte und dessen Vertrauen genoss. Manuel I. ermöglichte da Gama auch den Eintritt in den Orden der Christusritter.

Die möglicherweise fehlenden maritimen Kenntnisse da Gamas wurden von den besten Piloten und Steuerleuten Portugals kompensiert, die die zu befahrenden Gewässer kannten – soweit sie den Portugiesen überhaupt bekannt waren. Außerdem begleitete Bartolomeu Dias, der Bezwinger des Kaps der Guten Hoffnung, die kleine Flotte bis zu den Kapverdischen Inseln.

Im Gegensatz zu dieser Position gehen einige Autoren jedoch davon aus, dass sich Vasco da Gama schon früh als fähiger Seemann und Kapitän ausgezeichnet haben muss. Denn obwohl Bartolomeu Diaz bereits um die Jahreswende 1487/88 als erster Europäer die Südspitze Afrikas umsegelt hatte, erteilte König Manuel I. von Portugal nicht ihm, sondern da Gama den Auftrag, den letzten noch fehlenden Abschnitt der Gewürzroute nach Indien zu erkunden.

Bereits 80 Jahre zuvor war diese Suche von Heinrich dem Seefahrer begonnen worden. Das Ziel der Expedition war es, den arabischen, persischen, osmanischen und venezianischen Zwischenhandel auszuschalten.

Die Entdeckung des südlichen Seewegs nach Indien

Vasco da Gama verließ am 8. Juli 1497 den Hafen Restelo in Lissabon mit seinem Flaggschiff, der Nao São Gabriel (120 Tonnen) sowie der Nao São Rafael unter dem Kommando seines Bruders, Paulo da Gama, der Nao Bérrio (in einigen Quellen Santa Fé genannt, 100 Tonnen) unter Nicolao Coelho als Kapitän und einem Transportschiff unter dem Kommando von Gonçalo Nunes. Insgesamt nahmen an der Reise zwischen 150 und 170 Mann teil. Der Flotte waren die besten Piloten (Steuerleute und Navigatoren) Portugals beigegeben, denen die Strömungs- und Windverhältnisse speziell im Südatlantik weitgehend vertraut waren. Auf dem Flaggschiff war dies Pêro de Alenquer, auf der São Rafael João de Coimbra und auf der Bérrio Pêro Escolar in der Funktion des Piloten. Als Segelmeister der Flotte fuhr auf der São Gabriel Gonçalo Álvares, der bereits an der zweiten Reise Diogo Cãos teilgenommen hatte.

Vasco da Gama segelte mit weit nach Westen ausholendem Kurs durch den Atlantik und löste sich deutlich von der Küste, um bessere Windverhältnisse zu nutzen. Am 4. November erreichte seine Flotte die Sankt-Helena-Bucht an der Westküste Südafrikas. Anschließend umfuhr sie das Kap der Guten Hoffnung in einem großen Bogen und landete am 25. November in der Mosselbaai. Am 16. Dezember 1497 erreichte er die Mündung des Great Fish River und damit den Endpunkt der zweiten Entdeckungsreise von Bartolomeu Dias.[1] Der ostafrikanischen Küste folgend erreichte Vasco da Gama am 7. April 1498 Mombasa, wo arabische Kaufleute versuchten, die Weiterfahrt zu verhindern. Vasco da Gama segelte weiter zu der ostafrikanischen Stadt Malindi, einer Handelskonkurrentin Mombasas. Deren Sultan stellte ihm einen Navigator (Ahmad ibn Majid) für die Überfahrt nach Indien zur Verfügung.

Am 20. Mai 1498 landete Vasco da Gama nahe Calicut an der Malabarküste. Zum ersten Mal hatte ein europäisches Schiff Indien auf dem Seeweg um Afrika erreicht. Die Verhandlungen mit dem Zamorin von Calicut verliefen zwar nicht wie erhofft, doch konnte da Gama am 8. Oktober voll beladen mit kostbaren Gewürzen die Rückreise antreten. Das erste Schiff seiner Flotte unter Nicolao Coelho erreichte die Heimat am 10. Juli 1499. Vasco da Gama selbst, der sich wegen seines tödlich erkrankten Bruders einige Wochen auf den Azoren aufgehalten hatte, traf am 9. September in Lissabon ein, wo ihm ein triumphaler Empfang bereitet wurde.

Zu Weihnachten 1499 verlieh das Königshaus Vasco da Gama die Herrschaft über die Stadt Sines, die bereits sein Vater ausgeübt hatte. Damit begann ein jahrelang schwelender Konflikt zwischen dem König und da Gama einerseits und den Ordensoberen der Santiagoritter sowie den lokalen Autoritäten der hochadligen und im Santiago-Orden einflussreichen Familie de Noronha, die diese Verleihung als Einmischung in die Rechte des Ordens nicht anerkannten, andererseits.

Weitere Ehrungen durch den König folgten. So durfte da Gama den Titel Dom führen, was auch seinen Brüdern und Nachkommen gestattet wurde. 1502 wurde ihm der Titel eines Almirante do Mar das Índias („Admiral des Indischen Meeres“) verliehen. Dies geschah sicher auch als Erwiderung auf die Ernennung von Christoph Kolumbus zum Admiral des Ozeanischen Meeres durch das spanische Königspaar einige Jahre zuvor.

Das Logbuch von da Gamas ersten Reise nach Indien, das heute in der Biblioteca Pública Municipal do Porto aufbewahrt wird, wurde im Jahr 2013 zum Weltdokumentenerbe erklärt.[2]

Die zweite Reise nach Indien

Die zweite portugiesische Indienexpedition leitete Pedro Álvares Cabral, der bei dieser Gelegenheit im Jahr 1500 Brasilien entdeckte. 1501 befehligte João da Nova mit vier Naos die dritte Reise.

Die vierte Fahrt 1502 stand wieder unter dem Kommando Vasco da Gamas, nachdem dieser bei seinem Kinder- und Jugendfreund, König Manuel I., gegen eine erneute Berufung Álvares Cabrals zum Oberbefehlshaber der Flotte protestiert hatte. Diesmal brach er mit 21 schwer bewaffneten Schiffen auf. Das erste Geschwader (9 Naos) führte er selbst, das zweite befehligte sein Onkel, Vicente Sodré, und das dritte stand unter dem Kommando seines Cousins, Estêvão da Gama. Aufgrund seiner guten Beziehungen zum Königshaus nahmen an der Reise noch weitere Verwandte teil, so z. B. ein weiterer Onkel, Brás Sodré, und sein Schwager Lopo Mendes de Vasconcelos. Bereits auf der Hinreise legte Vasco da Gama in Ostafrika Stützpunkte an, unter anderem in Sofala.

Das Auftauchen der Portugiesen im Indischen Ozean und ihr Angriff auf das Monopol arabischer und indischer Händler im Indienhandel führte bald zu einem latenten Kleinkrieg. So musste sich Vasco da Gama noch 1502 unmittelbar nach seiner Ankunft in indischen Gewässern vor Calicut mit 15 eigenen Schiffen einer Flotte von mehr als 100 indischen und arabischen zumeist kleineren Schiffen zur Schlacht stellen, die das portugiesische Geschwader abfangen wollte. Den Enterkampf vermeidend, konnten die Portugiesen durch ihr wirksames Geschützfeuer die gegnerische Flotte fast völlig vernichten.

Durch Verhandlungen, das Ausnutzen von Rivalitäten unter den indischen Fürsten und rücksichtslose Gewaltanwendung gelang es, den ersten Widerstand der indischen Fürsten zu brechen, der von den arabischen Händlern gegen die neue Konkurrenz aus Europa gefördert worden war. Vasco da Gama festigte Portugals Stellung an der indischen Malabarküste, indem er die portugiesischen Faktoreien in Cannanore und Cochin ausbaute und stärkte. 1503 errichteten die Portugiesen in Cochin Fort Emmanuel, die erste europäische Festung auf dem indischen Subkontinent.

Mit zum Teil erzwungenen Handelsverträgen, Privilegien an bündnisbereite indische Fürsten und einer permanenten Flottenpräsenz sicherte Vasco da Gama Portugal zügig das Monopol im europäischen Gewürzhandel und legte den Grundstein für das portugiesische Kolonialreich in Asien. In wenigen Jahren errang Portugal eine hegemoniale Stellung als Seemacht im westlichen Teil des Indischen Ozeans. Aus dieser Zeit ist auch der Bericht von der Versenkung eines arabischen Pilgerschiffes durch Vasco da Gama überliefert.[3]

Da Gama kehrte im September 1503 nach Portugal zurück.

Ehrenvolles Adelsleben

Nach seiner Rückkehr erhielt da Gama von König Manuel eine jährliche Rente von 400.000 Reais und wurde Angehöriger des königlichen Hofes.

1507 verlor er die Auseinandersetzung mit dem Santiago-Orden. Am 21. März 1507 wies der König ihn und seine Familie an, alle Aktivitäten in Sines einzustellen und die Stadt zu verlassen. Er durfte das Gebiet nur noch mit Erlaubnis des Ordensoberen betreten. Daraufhin ließ sich da Gama in Évora nieder. Er legte alle Ämter der Santiagoritter nieder, gab die beiden Komtureien des Santiago-Ordens, Mouguelas und Chouparia, zurück und trat mit Unterstützung des Königs kurze Zeit später dem Orden der Christusritter bei.

Die Gunst des Königs blieb ihm erhalten. Bereits 1508 unterstützte Manuel Vasco da Gama bei dessen Kauf der Statthalterschaft von Vila Franca de Xira. 1511 verfügte der König, dass da Gama auch weiterhin seine Einkünfte aus den Gütern Santiago do Cacém, Vila Nova de Milfontes und Sines beziehen konnte. 1513 wurde er von allen Gebühren und Steuern für Handelswaren aus Indien befreit. Zwei Jahre später erhielt er das Lehnsgut Nisa, auf dem er bis 1519 lebte. Seine enge Beziehung zum Königshaus beweist seine Einladung zur Hochzeit König Manuels mit Dona Leonor (Eleonore von Kastilien) im Jahr 1519.

1518 stellte Vasco da Gama beim König den Antrag, Portugal mit seiner Familie verlassen zu dürfen, was vielen Zeitgenossen als ein Überwechseln auf die Seite Kastiliens erschien. Im gleichen Schreiben forderte Vasco da Gama aufgrund seiner Verdienste vom König die Verleihung des Titels eines Conde (Graf) sowie die dazugehörigen Einkünfte. Der König lehnte eine sofortige Ausreise der Familie ab, stellte eine solche jedoch am Jahresende in Aussicht.

Zugleich wurden jedoch auch Voraussetzungen geschaffen, dass Vasco da Gama in den Hochadel aufsteigen konnte. Mit dem vierten Herzog Jaime de Bragança wurde ausgehandelt, die jährliche Rente von 400.000 Reais gegen die Herrschaften Vila da Vidigueira und Vila de Frades sowie alle mit diesen Besitzungen verbundenen Einkünfte, Rechte und Privilegien einzutauschen. Ende 1519 bestätigte der König diese Transaktion und verlieh da Gama den Titel eines Conde de Vidigueira (Graf von Vidigueira).

Dritte Reise und Tod

Im Dezember 1521 starb König Manuel. Sein Sohn und Nachfolger, Johann III., beabsichtigte, gegen die sich ausbreitende Misswirtschaft in Portugiesisch-Indien unter dem damaligen Gouverneur, Duarte de Menezes, vorzugehen. Der Hof beschloss, die reichen diplomatischen und militärischen Erfahrungen Vasco da Gamas sowie seinen besonders in Portugiesisch-Indien klangvollen Namen für diese Aufgabe zu nutzen, um die Autorität der portugiesischen Krone in Goa wiederherzustellen.

Am 5. April 1524 verließ der zum Vizekönig von Indien ernannte da Gama auf seinem Flaggschiff, der großen Karacke Santa Catarina do Monte Sinai, in Begleitung seiner beiden Söhne, Estêvão und Paulo, Lissabon. Für diese Reise war er mit besonderen Vollmachten bedacht; sein Sohn Estêvão wurde zum Capitão-mor do Mar da Índia (Kapitän des Indischen Ozeans und der Indischen Flotte) ernannt. Nach seiner Ankunft in Indien leitete da Gama eine Reihe von Maßnahmen zur Reorganisation der Zivilverwaltung und der Militärstruktur ein. So wurden fast alle Befehlshaber der portugiesischen Befestigungen in Asien ausgetauscht und die regelmäßige Bezahlung der Soldaten durchgesetzt.

Unterdessen erkrankte Vasco da Gama tödlich. Nur drei Monate nach seiner Ankunft starb er am Weihnachtsabend in Kochi an einer „Infektion der Nackenregion“. Zunächst wurde er in Kochi im Convento Santo António im Ornat der Christusritter beigesetzt. 1538 veranlasste sein Sohn, Pedro da Silva da Gama, die Gebeine in die Kapelle des Klosters Nossa Senhora das Relíquias ins heimatliche Vidigueira zu überführen.

Nach der Auflösung aller Orden und Klöster in Portugal im Jahre 1834 wurden auch die Gräber der Familie da Gama in Vidigueira nicht mehr gepflegt und verwahrlosten. Erst 1880 griff der portugiesische Staat ein und ließ die sterblichen Überreste Vasco da Gamas in einem Ehrengrab im Mosteiro dos Jerónimos (Hieronymus-Kloster) in Belém bei Lissabon beisetzen. Sein Grab liegt nun wenige Meter von den Gräbern der Könige Manuel I. und Johann III. entfernt, denen er als Entdecker und Vizekönig diente. Zudem befindet sich in unmittelbarer Nähe das Grab des portugiesischen Nationaldichters Luís de Camões, der in seinen Lusiaden die erste Reise da Gamas verarbeitet hat.

Das Museu Naval (Seefahrtsmuseum) in Faro stellt Modelle historisch bedeutsamer Schiffe aus, darunter ein Modell des Flaggschiffes Vasco da Gamas auf desser ersten Reise nach Indien – der São Gabriel.


Text: Wikipedia

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