Wilhelm Tischbein

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Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, genannt Goethe-Tischbein (* 15. Februar 1751 in Haina (Kloster); † 26. Februar 1829 in Eutin) war ein deutscher Maler aus der hessischen Malerfamilie Tischbein.

Reklamemarken

Verzeichnis der Reklamemarken mit einem Bezug zu Wilhelm Tischbein.

Leben

Der Sohn des Hainaer Klosterschreiners Johann Conrad Tischbein (1712–1778) war ab 1765 zunächst Schüler seines Onkels Johann Heinrich Tischbein des Älteren in Kassel, danach bei seinem Onkel Johann Jacob Tischbein in Hamburg. Da ihn das Gebiet der reinen Landschaftsmalerei jedoch nicht interessierte, wechselte er zu seinem Vetter Johann Dietrich Lilly, der in Hamburg als Kunsthändler, Kopist und Restaurator tätig war und Tischbein an die Historienmalerei heranführte. Außerdem bot sich hier für Tischbein die Möglichkeit, alte Meister zu studieren. 1771 unternahm er eine Studienreise nach Holland und kehrte 1773, nach einem kurzen Aufenthalt in Bremen, 1773 nach Haina zurück. Auf Vermittlung der Landgräfin Philippine von Hessen-Kassel Kam Tischbein dann an den Berliner Hof, wo er ab 1777 erfolgreich als Porträt-Maler arbeitete. Dort wurde er 1778 in die Freimaurerloge Zur Eintracht aufgenommen.[1]

Wie viele seiner Malerkollegen strebte Tischbein einen Studienaufenthalt in Italien an. Seinen ersten Aufenthalt in Rom konnte er 1779 mit einem Stipendium der Kasseler Akademie antreten. Dabei vollzog er nach einem intensiven Studium antiker Kunstwerke die Wende vom Stil des Rokoko zum Klassizismus. Er malte hier Landschaftsbilder, Historiengemälde und Stillleben. 1781 musste er aus Geldnot den Rom-Aufenthalt abbrechen. Er wandte sich danach nach Zürich, wo er im Kreis des Physiognomen Johann Caspar Lavater und des Philologen Johann Jakob Bodmer wirkte. Insbesondere Tischbeins Kontakt zu Lavater bewirkte dann offenbar die radikale Änderung seiner Malweise und seine Hinwendung zu historischen Themen und den Theorien über den Wert physiognomischer Studien. Außerdem knüpfte er von Zürich aus erste Kontakte zu Johann Wolfgang von Goethe.

1783 konnte er nach Rom zurückkehren, nachdem ihm durch Goethes Vermittlung von Herzog Ernst II. von Gotha-Altenburg ein weiteres Stipendium von 100 Dukaten jährlich bewilligt worden war. Bei diesem zweiten Italien-Aufenthalt, der bis 1799 dauerte, freundete er sich 1786 mit dem inkognito reisenden Goethe an, mit dem er 1787 nach Neapel reiste (vgl. Italienische Reise). 1786 entstand auch das berühmte Gemälde Tischbeins, das Goethe als Reisenden in der römischen Campagna zeigt und das zum Inbegriff der Sehnsucht nach Arkadien wurde. Es gelangte später nach Deutschland und wurde 1887 von der Bankiers-Familie Rothschild dem Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main geschenkt, wo es noch heute zu sehen ist.

Vom Herbst 1789 bis 1799, als französische Truppen in Neapel einmarschierten, war Tischbein Direktor der noch heute bestehenden dortigen Kunstakademie (Accademia di Belle Arti).

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1799 gründete Tischbein in Göttingen eine Zeichenakademie für Damen, an der von 1799 bis 1801 auch Tischbeins Neffe Wilhelm Unger tätig wurde.[2] Nachdem er 1801 geheiratet hatte, wurde er in Hamburg ansässig und entwickelte Konzepte, hier seine kunstpädagogische Tätigkeit mit einer Zeichenschule fortzusetzen. Zwar traten junge Künstler wie Philipp Otto Runge und Friedrich Overbeck mit ihm in Verbindung, doch als sich der Hamburger Senat weigerte, die geplante Kunstschule finanziell zu unterstützen, nahm Tischbein 1808 ein Angebot von Peter I., dem Prinzregenten von Oldenburg an, der ihn zum Hofmaler und Galeriedirektor ernannte. Außerdem kaufte er die Gemäldesammlung Tischbeins für seine eigene Sammlung. Tischbein wurde daraufhin bis zu seinem Tod 1829 in Eutin, der Sommerresidenz des Großherzogs, ansässig, wo er die Söhne des Herzogs und der Gesellschaft im Zeichnen unterrichtete. Es folgten weiterhin Schüler, die sich auf den Besuch von Akademien vorbereiten wollten. Zu ihnen gehörten Ferdinand Flor, Nicolaus Lescow, Carl Andreas Goos und Jacob Gensler.

Tischbeins Grab findet sich in Eutin auf dem Friedhof in der Plöner Straße. Eine Gedenktafel über seinem ehemaligen Wohnhaus in der Stolbergstraße 8–10 erinnert an den Künstler. Einige seiner großformatigen Gemälde sind im Schloss und im Ostholstein-Museum Eutin ausgestellt. Aus seiner Zusammenarbeit mit der Eutiner Ofenmanufaktur Niemann sind zahlreiche Öfen erhalten.

Weniger bekannt ist das literarische Schaffen Tischbeins, seine Autobiographie Aus meinem Leben (niedergeschrieben seit 1810) und seine von Goethe hoch geschätzten Briefe. Dieser Teil seines Œuvres wird in der Studie des Schriftstellers Friedrich Ernst Peters gewürdigt, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829).


Text: Wikipedia

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